BILANZ: Das Echo auf die Sonderaktion der KTI war so gross, dass Sie mehr als die Hälfte der eingereichten Fördergesuche nicht einmal beurteilen konnten. Hat Sie der Ansturm überrascht?
Walter Steinlin: Wir wurden tatsächlich überrannt; das Potenzial für Forschungspartnerschaften scheint markant höher zu sein, als wir gedacht hatten. Bei der Planung der Massnahmen machten wir uns noch Sorgen, ob wir die 100 Millionen intelligent unterbringen würden.
Haben Sie tatsächlich Firmen zu Forschungspartnerschaften animiert, die bis dahin nicht mit Hochschulen zusammengearbeitet haben?
Offensichtlich ja. Wir kennen die genauen Zahlen zwar noch nicht, aber in Gesprächen mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen habe ich eine Beobachtung gemacht, die ich «Kollateralnutzen» nenne. Auch wenn ein Projekt nicht bewilligt oder vielleicht nicht einmal geprüft wurde, waren die Partner zufrieden darüber, neue und vielversprechende Kontakte gemacht zu haben. Ich bekam oft zu hören: «Wir machen nun auch ohne eure Unterstützung etwas zusammen.» Das heisst, es wurden auch ohne KTI-Gelder neue Zusammenarbeiten angebahnt.
War das Interesse der Firmen so gross, weil sie selbst praktisch nichts an die Forschungsprojekte bezahlen müssen?
Nein, zu unserer Überraschung tragen die Firmen im Schnitt die Hälfte der Projektkosten, obwohl sie dies wegen der vorübergehend gelockerten Bestimmungen gar nicht müssten. Eigentlich liegt es auf der Hand: Unternehmen, denen es ernst ist mit einer Forschungspartnerschaft, müssen sich engagieren. Das gibt uns ein Vertrauen, dass diese Projekte zum Erfolg führen. Die Hochschulen wiederum können im Rahmen von Sondermassnahmen ihre vollen Kosten verrechnen. Das macht die Zusammenarbeit für sie sehr attraktiv, und entsprechend haben sich die Forschungseinrichtungen um Partnerfirmen bemüht.
Was zeichnet innovationsfreudige KMU aus?
Alles steht und fällt mit der Firmenleitung. Es braucht eine flexible, innovative Person an der Spitze – meistens der Patron. Die Produkte dieser Firmen basieren auf wissenschaftlicher Erkenntnis. Wissen, das der Chef oder seine Mitarbeiter aus dem Studium in die Firma gebracht haben. Es gibt im Geschäft dieser Unternehmen immer eine Hightech-Komponente. Weil Hightech-Produkte meistens Nischenprodukte sind, ist die Schweiz als Markt für sie zu klein. Sie müssen sich von Anfang an auf Exportmärkte ausrichten. Innovative KMU arbeiten nicht isoliert, sie sind vernetzt. Sie pflegen Kontakte – zu einem Cluster, einem Netzwerk für Wissens- und Technologietransfer oder zu einem Industrieverband.