Der traditionsreiche Uhren- und Schmuckhändler Gübelin aus Luzern schliesst Ende Jahr seine Boutique in Basel. Das bestätigt Firmensprecher Patrick Pfannkuche. Allen Angestellten werde eine Weiterbeschäftigung im 1854 gegründeten Familienunternehmen angeboten.

Gübelin ist seit 1972 in Basel vertreten. Die Boutique befindet sich im «Haus zum Steblin», einem der ältesten Gebäude der Stadt, an der Freie Strasse. Der Laden ist der jüngste Standort des Unternehmens. Und der zweite, der aufgegeben wird. Bereits 2018 schloss Gübelin in Bern.

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Äusserer Anlass für die Schliessung in Basel sei, dass der Mietvertrag Ende 2021 auslaufe, so Pfannkuche: «Deshalb haben wir entschieden, den Vertrag nicht mehr zu verlängern. Wir fokussieren unsere Aktivitäten in der Schweiz auf unsere Boutiquen in Zürich, Genf, Luzern, Lugano und St. Moritz und entwickeln neue Konzepte, um das Unternehmen weiterhin gut für die Zukunft aufzustellen.»

Das Geschäft wird digitaler und privater

Die Schliessung an der Freie Strasse hat aber auch damit zu tun, dass die Einkaufsmeile in Basel in den letzten Jahren merklich von ihrem einstigen Glanz verloren hat. In der Nachbarschaft von Gübelin siedelten sich zuletzt Retailer an, die in einem viel tieferen Marktsegment tätig sind als Gübelin, wo ausschliesslich Premium- und Luxusprodukte verkauft werden.

Selbst das Ende der Uhrenmesse Baselworld, deren Wiederauferstehung in gänzlich anderer Form für den kommenden Frühling geplant ist, spielt beim Schliessungsentscheid eine Rolle. Pfannkuche sagt: «Nicht zuletzt beeinflusst auch die Veränderung der Messe Baselworld die Attraktivität der Stadt.» Bis 2019 war die Baselworld der wichtigste Treffpunkt der Top-Marken aus der Uhrenbranche. Die meisten von ihnen sind zur Konkurrenzmesse in Genf abgewandert, namentlich Rolex und Patek Philippe. Künftig wird die neue Baselworld Uhrenmarken aus mittleren und unteren Ligen versammeln.

Im Kern aber spiegelt der Schliessungsentscheid den Umbruch im Uhrenhandel generell. Physisch konzentriert er sich auf Standorte in grösseren Städten und Metropolen. Oder auf Orte, wo sich zu bestimmten Zeiten viele wohlhabende Kunden tummeln. Vor allem aber verlagert sich der Verkauf von Uhren und Schmuck ins Netz und – im obersten Segment – in private Umgebungen. Wer eine fünf- oder sechsstellige Summen für eine Uhr oder siebenstellige Beträge für ein Collier ausgibt, kommt immer seltener in eine Boutique, sondern lässt sich die Stücke privat oder im Hotelzimmer zeigen. Oder kauft sie schlicht mit einem Klick online.

Gerade in Sachen Digitalisierung gehört Gübelin unter den Schweizer Uhrenhändlern zu den Pionieren. Als erster Schweizer Retailer startete das Unternehmen 2017 mit einem Online-Shop. Es liefert Uhren und Schmuck ab einem bestimmten Wert persönlich nach Hause. Und es hat einen Virtual Salon eingerichtet, in dem Kunden per Videocall bedient und beraten werden. Auch über Whatsapp kann man bei Gübelin einkaufen. Auch die bisherigen Kunden der Basler Boutique.

Marcel Speiser Handelszeitung
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