Ist Huawei der verlängerte Arm von Beijings Volksbefreiungsarmee? Baut der Konzern sogar Einfallstore für chinesische Spionage-Technologien? Solche Verdächtigungen werden von Regierungs- und Sicherheits-Behörden mehrerer westlicher Staaten regelmässig geäussert – und dann von Huawei ebenso regelmässig dementiert. 

Einen bemerkenswerten «Spin» in der Debatte bietet nun Christopher Balding, ein Ökonom, der an der Fulbright University Vietnam arbeitet. Denn Balding nahm einfach Lebensläufe und verglich sie: Wo arbeiteten die Huawei-Angestellten, bevor sie beim Tech-Konzern einen Vertrag erhielten? Wo sind sie denn sonst noch tätig? Wo arbeiten sie womöglich parallel?

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Die Basis dafür: Letztes Jahr waren wegen diverser Leaks die Personalunterlagen von Millionen chinesischer Fachkräfte herausgesickert – Experten rechnen damit, dass bis zu 200 Millionen CVs öffentlich greifbar wurden (mehr dazu hier oder hier).  

Heraus kam, dass bei diesem Sample rund 100 Huawei-Techniker engere Beziehungen zu Militäreinheiten und Nachrichtendiensten hatten. Baldings These: Auf der Ebene der technischen Spezialisten und der Kaderleute («key midlevel technical personnel») besteht in der Tat eine engere Abhängigkeit.

Einige Beispiele:

  • Ein Software-Ingenieur, der in Huaweis Qualitätsmanagement arbeitet, lehrt und arbeitet zugleich an der grossen Tech-Universität der Volksbefreiungsarmee (der NUDT in Changsa).
  • Ein Forschungs-Ingenieur in der Systemintegrations-Einheit arbeitet auch als Repräsentant des Ministeriums für Staatssicherheit – wo er unter anderem zuständig ist für die Überwachung der Sicherheitsstandards bei Huawei
  • Ein Manager, der für Projekte zur Steigerung der Network-Kapazität und für Big-Data-Projekte zuständig ist, arbeitete zuvor für China Aerospace Science and Technology Corporation CASTC, einen Waffen- und Technologie-Lieferanten der Armee. Zu seiner Zeit bei der CASTC wurde diesem Unternehmen vorgeworfen, US-Konzerne wie Cisco und Nortel gehackt zu haben.

«Ich fand starke Beweise dafür, dass Huawei-Mitarbeiter dem chinesischen Geheimdienst zuarbeiten», schreibt Balding, «und dass es eine tiefe und anhaltende Beziehung zwischen Huawei, seinen Mitarbeitern und dem chinesischen Staat gibt.

Die Daten

Christopher Balding suchte nun in diesem Quellenfundus nach Huawei-Angestellten – wobei er einen Wust von rund 25’000 Personaldossiers stiess. Dann fahndete er bei diesen Personen nach Verbindungen zu staatlichen Stellen und insbesondere zu Sicherheits-Behörden.

«Key midlevel technical personnel»

Ist dies nun der «Smoking Gun», wie es ein britischer Diplomat gegenüber den Londoner «Telegraph» sagteHuawei widerspricht, ein Sprecher des Konzerns in Grossbritannien sagte: «Wir wiederholen, dass Huawei nicht für militärische oder nachrichtendienstliche Projekte der chinesischen Regierung arbeitet.» Man wisse auch nichts davon, dass einzelne Mitarbeiter solche Aufträge wahrnehmen.

Tatsächlich ist es noch kein Beweis für heutige Abhängigkeiten, wenn jemand früher für den Staat tätig war; und dass viele Fachkräfte zwischen der chinesischen Armee einerseits und Huawei andererseits hin- und herwechseln, liegt in der Natur dieser beiden Tech-Institutionen.

«…ridiculous and mal-intentioned»

Entsprechend verwirft auch die «Global Times», Beijings Plattform fürs internationale Publikum, den von Christopher Balding geweckten Verdacht: Er sei «lächerlich und von schlechter Absicht.» Huawei habe 300’000 Angestellte – da sei es wohl logisch, dass einige hundert zuvor in der Armee waren.

(rap)