Textilreinigungsdienste werden in der Schweiz immer mobiler und digitaler. Von Hauslieferungen machen nicht nur Firmenkunden, sondern vermehrt auch Private Gebrauch. Neu am Markt agiert die Migros.

Jeden Tag ein frisches Hemd oder eine saubere Bluse, ohne sich dabei die Hände schmutzig machen zu müssen, und das Ganze auch noch frei Haus geliefert. Dieses Angebot nutzen nicht nur Geschäftsmänner und -frauen, sondern immer breitere Bevölkerungsschichten.

Reinigungsanbieter haben die Zeichen der Zeit erkannt und weiten ihren Service für Private aus. «Auf Lieferdienste kann heute kein Textilreiniger und keine Wäscherei verzichten», sagt Melanie Saner, vom Verband Textilpflege Schweiz (VTS). Auch um Online-Angebote würden Firmen künftig nicht mehr herum kommen.

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Läden stagnieren

Die Textilpflege kämpft wie der gesamte Detailhandel mit sinkenden Margen. «Die Läden stagnieren und werden wohl je länger je mehr an Bedeutung verlieren. Der Kunde schätzt es sehr, wenn die Kleider am Arbeitsplatz oder zu Hause abgeholt werden», heisst es denn auch bei der Textilreinigung Würzenbach mit Sitz im luzernischen Root.

Aktuell gehen zwar noch vier Fünftel ihrer Lieferungen an Firmen und lediglich 20 Prozent an Private. Doch für Privatpersonen wird der Service aufgrund der höheren Nachfrage derzeit ausgebaut, wie Geschäftsführer Adrian Wespi sagt.

Trotz positiver Umsatzzahlen in den letzten zehn Jahren stünden schwierige Zeiten an. Wespi verweist darauf, dass sich «grosse Detailhändler in der Textilpflege zu etablieren versuchen». Kampflos will er der Konkurrenz die Wäsche allerdings nicht überlassen. Ein Online-Service ist deshalb in Vorbereitung.

«Spielverderber» Mibelle

Die Zeit drängt, hat doch die Migros-Tochter Mibelle mit ihrem im Herbst 2016 lancierten Online-Wäscheservice Tick für Unruhe in der Branche gesorgt. Mit dem Slogan «Das Leben ist zu kurz, um es mit Waschen und Bügeln zu verbringen», will Tick den Grossstädtern an die Wäsche. Nach Zürich läuft der Betrieb seit Anfang Juni auch in Basel.

«Die Idee ist für die Branche nichts Neues», heisst es beim Verband. Viele Unternehmen böten bereits einen Abhol- und Lieferservice an oder hätten sich daran versucht. Doch ein Start-up, gestützt von einem Konzern, habe eine ganz andere Ausgangslage als die vielen kleinen Betriebe der Branche, hält der VTS fest.

Laut dem Verband fühlen sich einige Mitgliedsfirmen bedroht, andere hätten eine Vereinbarung mit TICK geschlossen. Generell müssten sich die Betriebe heute Nischen suchen, um zu Überleben, betont Melanie Saner.

Erfüllte Erwratungen

TICK-Geschäftsführerin Nicole Di Rubbo ist zufrieden mit dem Start. Die Dienste seien in beiden Städten gut angelaufen und die Erwartungen praktisch alle erfüllt worden. Angaben zum Volumen oder Umsatz könnten derzeit keine gemacht werden. Es bestehen Pläne für eine Ausweitung des Projektes nach Bern, Genf und Lausanne.

Im Gegensatz zur Textilreinigung Würzenbach und anderen Textilreinigungsfirmen wäscht TICK die Wäsche nicht selber. Es handelt sich um ein reines Online-Angebot, bei dem sich die Kunden registrieren lassen. Sie packen ihre Schmutzwäsche in eine Tasche, TICK lässt diese von einem Lieferdienst abholen, in einer lokalen Wäscherei waschen, bügeln und falten und dann an die Kunden ausliefern.

Coop seit 1997 im Geschäft

Einen etwas anderen Weg als Migros beschreitet Konkurrent Coop. Bereits seit zwanzig Jahren können Kunden beim stationären Einkauf auch gleich ihre Kleider zur Reinigung abgeben oder abholen. Möglich ist dies an 275 Annahmestellen in der Stadt und auf dem Land, wie Coop-Sprecherin Andrea Bergmann feststellt.

Coop arbeitet mit fünf externen Firmen zusammen. «Wir sind mit der Textilreinigung durchwegs zufrieden. Daher werden wir den Service in Zukunft auf weitere Standorte ausweiten», sagt die Sprecherin. Zum Umsatz macht sie aus Konkurrenzgründen keine Angaben. Geprüft wird derzeit, ob die Textilreinigung künftig online angeboten wird.

Ausländische Konkurrenz

Ungemach droht den Textilreinigungs-Firmen aber nicht nur an der Heimfront. Ein Dorn im Auge des Verbandes ist es, dass heute viele Wäschereiaufträge ins Ausland vergeben werden. Nicht nur grenznahe Regionen seien davon betroffen, teilweise werde die Wäsche von deutschen Firmen bis in die Zentralschweiz abgeholt. «Mit deutschen Preisen kann eine Schweizer Firma aber nicht mithalten», erklärt Saner.

Mit ihrer Swissness versucht die Grosswäscherei Bardusch Schweiz zu punkten. Das Unternehmen garantiert mit dem Label «swiss washed» Kunden, dass ihre Wäsche in der Schweiz verarbeitet wird. Bardusch bekennt sich damit nach eigenen Angaben ausdrücklich zum Werkplatz Schweiz und beurteilt die Marktchancen für helvetische Wäschereien als intakt.

(sda/ccr)