Vor zwei Jahren ist Wework an die Börse gegangen. Nun meldete die einst gefeierte Bürovermietungsfirma diese Woche Konkurs in den USA an. Das Desaster ist gross: Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf 19 Milliarden Dollar, die Vermögenswerte dagegen bloss auf 15 Milliarden Dollar. Unter dem Strich fehlen also 4 Milliarden Dollar. Bereits jetzt ist klar, dass für langjährige Investorinnen und Investoren – darunter ist der japanische Mischkonzern Softbank und dessen Risikokapitalfonds Vision Fund – zu den bereits erlittenen Verlusten noch weitere hinzukommen werden.

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Adam Neumann, der vor vier Jahren als CEO geschasste Firmengründer, lässt wenig Gutes an seinen Nachfolgern in der Führungsetage: «Es war eine Herausforderung für mich, zuschauen zu müssen, wie Wework es versäumt hat, die Vorteile eines Produkts zu nutzen, das heute relevanter ist als je zuvor», verkündete der 44-Jährige in einer Erklärung.

Aber Neumann ist zu einem Teil vielleicht auch dankbar, dass er 2019 entlassen wurde – nach dem katastrophalen ersten Versuch des Unternehmens, an die Börse zu gehen. Der Rauswurf ramponierte zwar seinen Ruf, verschaffte ihm aber viel Liquidität: Laut Bloomberg Billionaires Index ist er immer noch 1,7 Milliarden Dollar schwer.

Neumann holte riesige Geldsummen aus Wework heraus

Natürlich hat das Scheitern von Wework auch Neumanns Vermögen geschadet. Als das Unternehmen 2021 im Rahmen einer Fusion mit einer speziellen Übernahmegesellschaft an die Börse ging, verfügte Neumann laut «Bloomberg» über ein Vermögen von 2,3 Milliarden Dollar, wovon fast ein Drittel auf Wework-Aktien entfiel. Die Titel sind seitdem um mehr als 99 Prozent gefallen.

Aber der Deal offenbarte auch, wie es der frühere Shootingstar des Silicon Valley geschafft hat, in besseren Zeiten riesige Mengen an Bargeld aus Wework herauszuholen. Der Name Neumann ist 197-mal in der Schrift zur Fusionsanmeldung erwähnt – oft in Zusammenhang mit atemberaubenden Zahlungen. Eine Vereinbarung für ein Wettbewerbsverbot brachte ihm 185 Millionen Dollar ein. Dazu erhielt er eine Abfindungszahlung in Höhe von 106 Millionen Dollar. Und 578 Millionen Dollar verdiente er, indem die Firma We Holdings, die Neumann ebenfalls leitete, Wework-Aktien an die Softbank verkaufte.

Ausserdem ist im Dokument ein Darlehen des japanischen Unternehmens an Neumann in Höhe von 432 Millionen Dollar genannt. Abgesichert war der Kredit durch einen Teil seiner inzwischen fast wertlosen Wework-Beteiligungen.

Der Konkurs von Wework kommt Softbank sehr teuer zu stehen. Der vom Milliardär Masayoshi Son gegründete und geleitete Konzern wird schätzungsweise 11,5 Milliarden Dollar an Eigenkapitalverlusten hinnehmen müssen. Obendrauf kommen weitere 2,2 Milliarden Dollar an Schulden, die noch zu begleichen sind.

Das Konkursverfahren wird voraussichtlich Monate dauern, um darüber zu entscheiden, wie die Gläubiger die Überreste des Unternehmens aufteilen werden. Aus den Gerichtspapieren geht hervor, dass die milliardenhohen Schulden von Wework wohl in Eigenkapital umgewandelt werden, wodurch fast alle Aktionäre und Inhaberinnen von niedrigrangigen Anleihen leer ausgehen werden.

Sein neustes Projekt ist bereits eine Milliarde Dollar wert

In diesen Tagen ist Neumann mit seinem neuen Startup Flow beschäftigt. Das Ziel: Mehrfamilienwohnanlagen zu betreiben, die das Gefühl von Gemeinschaft fördern sollen. Bevor das Unternehmen überhaupt seinen Betrieb aufnahm, hatte es 350 Millionen Dollar bei der Risikokapitalfirma Andreessen Horowitz eingesammelt. Trotz der Wework-Pleite scheint Neumann mit seinem Charisma immer noch als gewiefter Geschäftsmann denn als Blender zu gelten. Flow wird bereits mit über einer Milliarde Dollar bewertet.

Zumindest einige der Wohnimmobilien sind bereits im Besitz von Neumann. Weil aber im Zusammenhang mit dem Wework-Konkurs dessen getätigte Investitionen in sein neues Projekt nicht ermittelt werden konnten, zählt Flow im Verfahren nicht zu Neumanns Vermögen.

Nicht alle Investitionstätigkeiten haben sich für Neumann ausbezahlt. Sein Family-Office ist mit den Zinszahlungen für eine 31-Millionen-Dollar-Hypothek, die er für ein Bürogebäude im kalifornischen San Jose aufgenommen hatte, in Verzug geraten, wie im Oktober bekannt wurde. Noch immer spekuliert Neumann also mit Immobilien. Als Chef von Wework investierte er bereits in Bürogebäude, um diese dann an sein eigenes Unternehmen zu vermieten – einer der Interessenkonflikte, die den ersten Börsengang zum Scheitern brachten.

Mittlerweile tritt Neumann nicht mehr als Vermieter von Büros an Wework auf, wie aus den Verfahrensunterlagen hervorgeht. Er sieht sich damit auch nicht mit Neuverhandlungen von Mietverträgen im Zusammenhang mit dem Konkurs konfrontiert – im Gegensatz zu anderen Vermietern.

Möglicherweise hält der Gründer dennoch Verbindungen zu Wework. So berichtete ein Insider «Bloomberg», dass Neumann darauf angesprochen worden sei, ob er nach dem Konkursverfahren wieder in sein einstiges Vorzeigeprojekt einsteigen wolle. In seiner Erklärung spielte er sogar auf diese Möglichkeit an: «Mit der richtigen Strategie und dem richtigen Team wird eine Reorganisation Wework erfolgreich machen.»

(bloomberg/spi/mth)