BILANZ: Roger Federer, Ihr Aushängeschild, wartet noch immer auf einen neuen Sponsoringvertrag. Wann ist es so weit?

Walter Huber: Wir hatten einen nationalen Kontrakt, nun streben wir einen internationalen Vertrag an. Das macht es etwas komplexer.

Sie meinen: Man streitet ums Geld?

Nein. Roger Federer ist viel beschäftigt, es geht auch um seine zeitlichen Ressourcen. Diese müssen abgestimmt werden.

Wann wird unterschrieben?

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Wir sind nicht unter Zeitdruck. Im Vordergrund stehen eine klare Definition und der gegenseitige Nutzen dieses Engagements.

Ihr zweiter sportiver Werbeträger, Motorradrennfahrer Tom Lüthi, macht vor allem mit spektakulären Stürzen von sich reden.

Lüthi ist erfolgshungrig, eben hat er den Grossen Preis von Frankreich gewonnen. Zudem ist er ein Kämpfer – er passt also bestens zu Emmi.

Emmi will an die Spitze, Lüthi figuriert derzeit auf dem siebten WM-Rang.

Zuerst verletzte er sich an der Schulter, dann kam das Comeback, nun hat er nach einem Unfall wieder einen Rückschlag erlitten. Das ist unglücklich, doch ich bin überzeugt: Er wird auch diese Verletzung wegstecken. Und sich wieder nach vorne kämpfen.

Emmi kämpft auf den Weltmärkten, will im Export brillieren und den Umsatzanteil von 22 auf 50 Prozent steigern. Wie, bitte?

In der Schweiz werden wir nicht mehr markant wachsen können, also suchen wir das Wachstum im Ausland. Dort wollen wir zehn Prozent pro Jahr zulegen. Wenn wir eine grössere Akquisition tätigen, wird das Wachstum etwas grösser sein.

Neue Märkte und neue Produkte kosten. Wie wollen Sie das finanzieren?

Wir pushen unsere neuen Produkte ja nicht mit exorbitantem Marketing in den Himmel – weil sie sonst schnell wieder runterfielen, wenn diese Werbeefforts zurückgefahren würden.

Sondern?

Bei uns muss ein Produkt beim Konsumenten erst einmal bestechen, damit wir eine gute Grundauslastung erreichen. Diese Methode generiert Mittel, die wir wieder ins Produkt investieren. So entsteht eine Spirale nach oben.

Ihr Rohstoff, die Kuhmilch, ist in der Schweiz viel zu teuer. In der EU kriegt ein Bauer für ein Kilo Milch 40, bei uns rund 70 Rappen. Wie wollen Sie da konkurrenzfähig sein?

Indem wir innovativ sind, das Argument Swissness ausspielen, durch Flexibilität und aussergewöhnliche Leistungen in den Bereichen Qualität, Service und Marketing.

Sie begrüssen eine Öffnung der Märkte?

Sicher. Unser Credo lautet seit der Emmi-Gründung 1993: Wir müssen uns fit machen für offene Märkte. Über alles bietet dies mehr Chancen als Risiken.

Sie wollen auch ein Agrarabkommen mit der EU, das Zölle und Exportzuschüsse abbaut?

Ja, damit wir unser internationales Geschäft zügig ausbauen können.

Welchen Milchpreis nehmen Sie in der Schweiz in Kauf im Vergleich zum EU-Preisniveau?

Ein EU-Preis plus einen Premium-Zuschlag für die Swissness.

Wie viel ist die Swissness der hiesigen Kühe wert?

Wenn wir eine hohe Akzeptanz für Schweizer Milch erreichen wollen und hohe Standards bei Tierhaltungsvorschriften, gentechfreie Produktion oder eine ökologisch orientierte Landwirtschaft kommunizieren können, dann ist die Swissness mehr wert. Deshalb dürfte ein Endpreis drinliegen, der etwa zehn Prozent über dem durchschnittlichen Preis in Europa liegt.

Der Emmi-Aktienkurs ist eingebrochen. Den Anlegern missfällt Ihre Strategie.

Nein, im Gegenteil. Seit Anfang Jahr ist der Kurs um 25 Prozent gestiegen. Wir sind zufrieden.

Zufrieden? Der Kurs ist in den letzten Wochen massiv zurückgekommen – von 170 auf 150 Franken.

Dies entspricht der jüngsten Marktentwicklung. Unsere Zwölf-Monats-Performance liegt bei 30 Prozent. Auch im Vergleich mit anderen Nahrungsmittelherstellern stehen wir sehr gut da.

In Ihrem Aktionariat dominieren die Milchproduzenten. Kann das gut gehen?

Ja, es geht gut.

Die Bauern wollen möglichst viel für ihre Milch rausholen, Sie als Nahrungsmittelhersteller wollen möglichst wenig dafür bezahlen.

Wir haben gemeinsame Ziele. Wir wollen eine nachhaltig produzierende Landwirtschaft und in einem sich öffnenden Markt konkurrenzfähig und erfolgreich sein.