Das Kerngeschäft der Klimabewegten ist das Ankleben auf dem Strassenbelag, das Besetzen von UBS-Schalterhallen oder Velodemos für netto null Emissionen. Neuerdings hat die nationale Klimastreik-Bewegung ihre Aktivitäten ausgedehnt und mischt sich nun mit medialer Unterstützung in die Schweizer Industriepolitik ein. Im Einklang mit den Gewerkschaften fordern sie staatliche Subventionen für die schwer defizitären Werke in Gerlafingen und Emmenbrücke, zumal diese Fabriken für «den ökologischen Umbau in der Schweiz grundlegend» seien, schliesslich muss mit dem rezyklierten Stahl das Schienennetz erweitert und Windräder fabriziert werden. «Ohne Stahlwerker*innen kann es keine ökologische Wende geben», weiss Sebastian Killer vom Klimastreik Bern.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Tönt zwar fast nach Kreislaufwirtschaft, doch die Behauptung ist ziemlich weit weg von der Realität. Denn die bedrohten Stahlschmieden arbeiten gar nicht für die Energiewende in der Schweiz, sondern fürs Ausland. Swiss Steel setzt bloss 1,6 Prozent vom produzierten Stahl in der Schweiz ab, Fast 99 Prozent geht in den Export und wird vorab in Deutschland weiterverarbeitet, und zwar in der Automobilindustrie, auch in PS-starke SUVs, welche die Klimaaktivisten seit Jahren verbieten wollen. Gerlafingen exportiert 25 Prozent ins «grenznahe Ausland», wo damit gemäss Website auch Lastwagen hergestellt werden. 

Dieser reale Kreislauf – Schweizer Stahl für die Autoproduktion in Europa – müsste eigentlich den Klimaaktivisten schwer zu denken geben. Zumal die Öfen in Gerlafingen und Emmenbrücke zuvorderst mit Atomstrom und fossilem Brennstoff beheizt werden. Dabei sind es doch die Klimastreikenden, die für ihre Forderung «netto null Emissionen» Strassen blockieren und sich auf Pisten kleben.  

Ihre neue Empathie für die wenig nachhaltige Stahlbranche geht noch weiter. Sollte sich die Politik in Bern nicht zu Subventionen durchringen, verlangen sie, muss die Schweizer Stahlproduktion der «Marktlogik» entzogen und die «Vergesellschaftung der Stahlwerke» vorangetrieben werden. Erst nach der Übernahme durch den Staat könnten die Stahlwerke sozial und ökologisch verträglich gegen die weltweite Überproduktion ankämpfen, ist Anna Lindermeier vom Klimastreik Zürich überzeugt.

Lindermeiers abenteuerliche Behauptung werden die Grossaktionäre von Swiss Steel und Beltrame Group, Eigentümerin von Gerlafingen, gerne hören. Die italienische Industriellenfamilie Beltrame sowie Amag-Besitzer Martin Haefner, Sulzer-Grossaktionär Viktor Vekselberg und Stadler-Rail-Patron Peter Spuhler täten wohl nichts lieber, als ihre unrentablen CO2-Schleudern subito der Eidgenossenschaft unterzujubeln. Dann müssten sich die Behörden in Bern (Bundesamt für Energie?) mit Überkapazitäten, mit Millionendefiziten und mit der Billigkonkurrenz aus China rumschlagen. Die saftige Rechnung beglichen am Ende die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, zu denen die jungen Klimastreiker*innen kaum gehören. Ganz nach dem Motto: Zuerst die Betriebe vergesellschaften, dann die Verluste.