Wenn Urs Hölzle spricht, lauscht die Tech-Welt gebannt. Denn der Schweizer gehört zu den absoluten Topshots der Szene. Und ohne ihn wäre Google nicht, was es heute ist. Nun sorgt der Liestaler einmal mehr für Aufsehen: Die Wahrnehmung des Konzerns dürfte sich in den kommenden Jahren völlig verändern, lässt Hölzle durchblicken. Und er selbst ist einer der entscheidenden Wegbereiter.

Hölzle zufolge will der Tech-Riese verstärkt auf das Geschäft mit Datenspeicherplatz setzen, das er als Chef der technischen Infrastruktur selbst mitverantwortet. Bis 2020 wolle das Unternehmen damit mehr Geld machen als mit Werbung, so der Software-Ingenieur auf einer Tech-Konferenz im Silicon Valley. «Das Ziel für uns ist, über Google bis 2020 als Cloud-Firma zu sprechen.» Für den Konzern würde das eine massive Veränderung bedeuten. Denn 2014 machten Anzeigen fast 90 Prozent der gesamten Einnahmen der Internetfirma aus.

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Cloud-Geschäft: Amazon und Microsoft vor Google

Einfach wird das Unterfangen nicht. Denn die Konkurrenz von Amazon und Microsoft hat im Cloud-Geschäft die Nase vorn – und das gesteht auch Hölzle ein. Doch der treue «Googler» ist optimistisch: Das iPhone habe dem Smartphone den Durchbruch gebracht. Dennoch würden heute mehr Handys mit dem Google-Betriebssystem Android verkauft. Er hofft, dass es so auch im Cloud-Geschäft laufen wird.

Und der Konzern meint es ernst: Erst vor wenigen Tagen gab Google bekannt, das Cloud-Geschäft in die Hand einer Managerin zu geben, welche die Branche seit den 90er Jahren mitgeprägt hat. Diane Greene werde das gesamte Geschäft mit Diensten aus dem Netz, dem Unternehmens-Angebot Google for Work sowie Google-Apps führen, schrieb Firmenchef Sundar Pichai in einem Blogeintrag am Donnerstag.

Hölzle ist mit Brin und Page dienstältester Googler

Der Schweizer Hölzle hat Google entscheidend mitgeformt, in den kommenden Jahren könnte seine Rolle also noch wichtiger werden. Eigentlich war der Liestaler anfangs «nur» Mitarbeiter Nummer acht, als er 1999 zum Unternehmen stiess. Aber die anderen ersten Googler haben den Konzern mittlerweile verlassen. Damit ist Hölzle bereits heute neben den beiden Gründern Larry Page und Sergey Brin der dienstälteste Mitarbeiter des Internet-Riesen – und eine der grossen Schlüsselfiguren im Konzern.

Der Informatiker studierte an der ETH Zürich, wechselte dann für seine Promotion in die USA an die Elite-Universität Stanford. Dort lernte er Page und Brin kennen, die den hochprofilierten Programmierer zu Google holten. Als Hölzle seinen Vertrag mit der Suchmaschine unterschrieb, bestand die Firma noch aus einem Büro mit wenigen Quadratmetern, das von Regalen voller Computer dominiert wurde.

Verrückte Zeiten

Es waren verrückte Zeiten. «Wir wuchsen jede Woche um gut 10 Prozent», sagte er einmal in einem Interview, «jeden Montag feierten wir einen neuen Klick-Rekord.» Hölze musste dafür sorgen, dass die Webseite stabil lief – kein einfacher Job. «Heutzutage ist es kein Problem mehr, ausreichend Server-Platz zu kaufen, es gibt genügend Cloud-Anbieter», so Hölzle. Ende der Neunziger dagegen hätten sie die gesamte Infrastruktur erst aufbauen müssen, von Grund auf.