Dieses Foto ging um die Welt: ABB-CEO Ulrich Spiesshofer erklärt US-Präsident Barack Obama und Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel Ende April auf der Hannover Messe einen «Smart Sensor» seiner Firma. Dieser horcht in Elektromotoren hinein, die somit per Internet überwacht werden können. Das dient zur Früherkennung von Problemen, soll also Ausfälle verhindern.

Obama blieb 6 Minuten und 30 Sekunden – avisiert waren 5 Minuten, schon das ungewöhnlich lang für einen Messerundgang. Die Ankunftszeit am Stand um 10.25 Uhr passte auf die Minute genau.

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Kein Glück, sondern erarbeitet

Den PR-Erfolg verschaffte sich ABB gemäss Insidern wie folgt: Üblicherweise bewerben sich die Aussteller, um von der Kanzlerin und dem Regierungschef des Partnerlandes, dieses Jahr eben der USA, am Stand besucht zu werden. Manche richten die Bewerbung an den Messebetreiber, ABB ging direkt das Kanzleramt an. Die ABB-Dependance in Washington warb zudem beim Weissen Haus für einen Besuch, die Schweizer Abteilung des Konzerns meldete sich bei der US-Botschafterin in Bern, Suzan LeVine. Inhaltlich, weiss ein Insider, werden in solchen Bewerbungen meist mehrere Exponate angeboten; auch ABB habe das so gehalten.

Und darunter war wohl letztlich der Trumpf von ABB: Der Sensor ist ein Vertreter des zukunftsweisenden «Internets der Dinge», und vor allem stammt der überwachte Elektromotor aus einem Werk der amerikanischen ABB-Tochter Baldor, gefertigt in Fort Smith im US-Bundesstaat Arkansas. Zudem hatte ABB Industrieroboter am Stand aufgebaut – eine beliebte Kulisse für die wichtigen Fotos vom Rundgang.

Telefonisch informiert

Einige Tage vor dem Rundgang soll ABB Deutschland telefonisch vom Weissen Haus informiert worden sein, dass Barack Obama den Stand besuchen und dort den Sensor mit Motor ansteuern wolle. Am Messetag mussten die ABB-Mitarbeiter bis 8 Uhr am Stand sein, alle wurden namentlich registriert. Wer später kam, stand vor verschlossenen Türen; die Halle war für Obamas Rundgang abgesperrt und bereits am Vortag nicht mehr zugänglich.

Präsidial waren auch die Delegationen: Obama und Merkel hatten jeweils rund 50 Personen im Schlepptau.

 

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