Da ist er also endlich, der neue Heilsbringer der ABB. Ein hierzulande unbekannter Schwede namens Björn Rosengren, der bislang einen ebenso unbekannten schwedischen Maschinenbauer namens Sandvik leitet. Stets besonders faszinierend: Wie die Kommentatoren auf die Börsenleistung verweisen. Da hat Herr Rosengren also den Kurs von Sandvik in seinen knapp vier Amtsjahren fast verdoppelt, und das macht ihn gerade für die gebeutelten ABB-Aktionäre zum Traumprinzen.
 
Dass die Kursbonanza jedoch in eine heftige Aufschwungphase fällt, blenden die findigen Analysten aus. Ob Herr Rosengren in seinem Marktsegment wirklich besser abschnitt als seine Konkurrenz, lässt sich jedoch nicht eindeutig herausfinden.

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Fakt ist, dass die Sandvik-Aktie in diesem Jahr schlechter lief als der schwedische Aktienindex. Auch CS-Chef Thiam wurde einst mit ähnlichen Börsentaten portiert – leider halbierte sich der Kurs seit seinem Amtsantritt. Als Grundregel gilt noch immer: Wenn die Aktie steigt, liegt es an der eigenen Leistung. Fällt sie, liegt es am Markt, am Regulator oder einer Verschwörung düsterster Kräfte aller Art.

Renationalisierung von ABB

Nüchtern betrachtet fällt vor allem auf: Der Mann ist 60 Jahre alt und damit fast gleich als wie VR-Präsident und Interims-CEO Peter Voser – ein Generationenwechsel sieht anders aus. Und auch für Digitalisierung steht er kaum. Vielmehr soll er vor allem als oberster Portfolio-Manager wirken und die Eigenständigkeit der vier Divisionen befeuern. Neue Strategie? Braucht es angeblich nicht.

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Da mag man die Frage stellen: Wie wichtig ist der Neue überhaupt? So drängt sich vor allem ein Verdacht auf: Dass hier eine Renationalisierung von ABB stattfindet.

Für den schwedischen Grossaktionär Wallenberg, noch immer einflussreichster ABB-Anteilseigner, war es offenbar zentral, dass der neue Chef aus Schweden kommt. Für diesen lohnt sich der Aufstieg: Sein Salär schwillt von 2,5 Millionen auf knapp 10 Millionen an. Jetzt muss er vor allem eines beweisen: Dass er auch in einem Abschwung für die Aktionäre brillieren kann. Das ist der wahre Härtetest. Ach ja: Der Aktiensprung von 3 Prozent durch Rosengrens Ernennung wurde von der bösen Börse am Mittwoch schon wieder weggespült.

Dirk Schütz
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