Was zum Geier will Condor in Zürich? Die deutsche Ferienfluggesellschaft greift derzeit Swiss und Edelweiss am Flughafen Zürich an. «Wir möchten uns in der Schweiz etablieren», sagt Condor-CEO Peter Gerber (61) im Gespräch mit Blick.

Die Ferienflieger mit der charakteristischen Kringelbemalung auf den Flugzeugen ist eigentlich schon 2021, mitten in der Pandemie, in den Schweizer Markt eingetreten. Bislang ging es ab Zürich und Basel zu Mittelmeerzielen in Griechenland, Spanien, Portugal, Italien und Kroatien. Damit wurde bereits auf kleiner Flamme mit Edelweiss und Easyjet konkurriert.

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Jetzt schaltet Condor einen Gang höher. Seit Ende März 2025 bedient die deutsche Airline ab Zürich neu auch Frankfurt. Zweimal täglich, zu optimalen Zeiten am Morgen und am Abend. «Ab dem 26. Oktober 2025 wird es eine dritte tägliche Verbindung ab Zürich nach Frankfurt geben», kündigt Gerber an. Gleichzeitig werde auch ab Basel ausgebaut.

«Die beste Business-Klasse im deutschsprachigen Raum»

Warum ist die Verbindung nach Frankfurt solch ein Highlight? Condor tritt damit stärker in Konkurrenz zur Swiss und deren Mutterkonzern Lufthansa. «Wir können so nicht nur Passagiere zu unseren Langstreckenflügen ab Frankfurt bringen, sondern bieten auch für Geschäftsreisende nach Frankfurt eine gute Alternative», sagt Gerber.

<p>Condor-CEO Peter Gerber bläst in Zürich zum Angriff auf Edelweiss, aber auch auf Swiss und Lufthansa.</p>

Condor-CEO Peter Gerber bläst in Zürich zum Angriff auf Edelweiss, aber auch auf Swiss und Lufthansa.

Quelle: Jean-Claude Raemy

Seine Fluggesellschaft will für jene erste Wahl sein, die zwar mit Umsteigen in die weite Welt fliegen, aber dafür günstige Preise und ein gutes Angebot erhalten. Nicht nur für Ferienreisen, sondern auch für Geschäftsreisen. Ab Frankfurt fliegt Condor Städte wie New York, Boston und Bangkok an. Aber auch Ferienziele wie Kapstadt (Südafrika), die Malediven, Mauritius, Mombasa (Kenia), Phuket (Thailand), Los Cabos (Mexiko), Barbados, Tobago, Montego Bay (Jamaika) und Panama City. Manche dieser Ziele hat Edelweiss nicht im Angebot.

Der Ferienflieger sei für die Offensive bestens aufgestellt. «Wir haben die beste Business-Klasse im deutschsprachigen Markt», sagt Gerber. «Wir können problemlos mit Swiss, Edelweiss oder auch Lufthansa konkurrieren.» Das ist eine Ansage an die etablierten Airlines.

Günstiger als Edelweiss – aber mit Umsteigen

Mit der früheren Muttergesellschaft Lufthansa ist Condor im Streit. Der deutsche Konzern kündigte in der Vergangenheit ein langjähriges Kooperationsabkommen, das Condor günstige Zubringerflüge nach Frankfurt ermöglichte. Die rechtlichen Auseinandersetzungen hierzu zwischen Condor und Lufthansa bestehen noch heute.

Aber Condor schaut vorwärts. Und profitiert jetzt von einem cleveren Schachzug: Sie kaufte während der Pandemie eine neue Flotte, als keiner Flugzeuge wollte. Jetzt, wo Boeing und Airbus riesige Rückstaus bei den Flugzeug-Auslieferungen haben, kann Condor auf eine moderne Flotte von Airbus A330neo für Langstrecken sowie auf A320/A321neo für Kurzstrecken bauen.

<p>Unverwechselbar: Condor lancierte 2022 ein Streifendesign.</p>

Unverwechselbar: Condor lancierte 2022 ein Streifendesign.

Quelle: Condor

Das gute Produkt will Gerber «nicht verschenken» – aber preislich werde sich Condor unterhalb von Edelweiss, Swiss und Lufthansa bewegen, verspricht der gebürtige Hesse.

Edelweiss kostet ein Drittel mehr

Ein Blitz-Test von Blick: Der Condor-Flug nach Male (Malediven), Economy, Gepäck inklusive, hin am 27. September und zurück am 5. Oktober, kostet am 16. Mai 1160 Franken. Bei Edelweiss zahlt der Fluggast an denselben Daten, ohne Sitzplatzreservation, 1524 Franken. Ein Drittel mehr, dafür muss man aber nicht umsteigen.

Gerber glaubt felsenfest an die Chancen von Condor im Kampf gegen die in Zürich scheinbar übermächtige Lufthansa-Gruppe mit Swiss und Edelweiss. Bislang entwickle sich die Nachfrage gut, sowohl nach Frankfurt als auch zu den Ferienzielen am Mittelmeer und in Übersee.

Dafür setzt Condor auf strategische Partnerschaften, etwa mit Emirates, Alaska Airlines, der kanadischen Westjet, Bangkok Airways und der zentralamerikanischen Copa Airlines. Dank der Kooperation mit Alaska Airlines biete Condor aus der Schweiz heraus die schnellste Verbindung nach Hawaii, sagt Gerber. Generell bewegten sich die Buchungen für den US-Markt im Rahmen der Erwartungen. Wobei Condor entgegenkommt, dass das Nordamerikaprogramm für diesen Sommer schon im letzten Herbst etwas zurückgefahren wurde. Minneapolis und Baltimore wurden fallengelassen.

Auch bei der Pünktlichkeit steht Condor mit 80 Prozent aktuell besser da als Swiss und Co. Zu viele Garantien mag Gerber für den Flugbetrieb in Zürich aber nicht machen: «Die Flugsicherung in der Schweiz ist noch schwieriger als jene in Deutschland», sagt er. Trotz erhöhter Preise sehe er keine nennenswerten Verbesserungen.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Blick unter dem Titel «‹Wir können problemlos mit Swiss und Edelweiss konkurrieren›».