Die Chefs der grössten Schweizer Unternehmen sind jünger, männlicher und internationaler als im Rest der Welt. Das ist das Ergebnis einer Studie von Heidrick & Struggles. Das Beratungsunternehmen für Führungskräfte hat dafür die Biografien der 50 Top-Manager aus dem SMI Expanded ausgewertet und diese mit fast 1000 Karriereprofilen aus 20 Ländern weltweit abgeglichen.

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Laut der Studie sind die Schweizer Chefs im Durchschnitt 55 Jahre alt und damit ein Jahr jünger als im Rest der Welt. Das Alter der Schweizer CEOs schwankt dabei zwischen 39 und 70 Jahren.

Eine vergleichsweise grosse Abweichung besteht laut der «Route to the Top»-Studie 2020 in der durchschnittlichen Dauer, die ein CEO auf seinem Posten verbringt. Sind es im Ausland den Angaben zufolge gut 6 Jahre (6,2), die ein CEO ein Unternehmen leitet, so ist dieser Zeitraum in der Schweiz über ein Jahr (4,9) kürzer.

 

 

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Fast jeder zweite Top-Manager kommt aus dem Ausland

Besonders ausgeprägt ist die Internationalität der Schweizer Führungskräfte. So ist fast jeder zweite (46%) Schweizer Chef im Ausland geboren. Weltweit kommt nur gut jeder fünfte (21%) aus dem Ausland. Auch bei der internationalen Erfahrung liegen die Schweizer Chefs (63%) deutlich vor ihren Kollegen aus dem Rest der Welt (36%).

«Davon profitieren die Schweizer Unternehmen, weil sie stark international ausgerichtet sind und somit auch Führungskräfte benötigen, welche die Gepflogenheiten der unterschiedlichen Länder und Märkte gut kennen», sagte Oliver Schiltz, Managing Partner von Heidrick & Struggles in der Schweiz. Dagegen können die Schweizer CEOs mit 13 Prozent weniger Erfahrung aus anderen Branchen vorweisen als im Rest der Welt (17%).

Nur zwei Prozent der Schweizer Chefs sind weiblich

Der Frauenanteil in den Schweizer Chefetagen bleibt mit gerade einmal 2 Prozent weiter niedrig. Weltweit stehen immerhin in 5 Prozent der untersuchten Unternehmen eine Frau an der Spitze. «Leider sind in der Schweiz weiterhin keine Fortschritte bezüglich der Ernennung von Frauen als CEO zu verzeichnen.»

Hinzu komme, dass es erstaunlich viele Schweizer Unternehmen gebe, die immer noch keine einzige Frau in der Geschäftsleitung hätten, so Schiltz. Er hoffe allerdings, dass das neue Aktienrecht, welches voraussichtlich 2022 in Kraft tritt und eine Frauenquote von 20 Prozent in den Geschäftsleitungen vorsieht, eine breite und spürbare Wirkung zeigen werde.

Frauen und Quereinsteiger durch Corona-Krise im Nachteil

Derweil könnte sich die Corona-Pandemie auch auf die Rekrutierungspolitik der Schweizer Unternehmen auswirken. So erwartet Heidrick & Struggles für die Zukunft wieder mehr Schweizer an der Spitze der Unternehmen. Grund dafür seien Einreisebeschränkungen für Ausländer und eine geringere Bereitschaft zum Umzug.

Zudem würden in der Corona-Krise wieder verstärkt männliche Manager mit Führungs- und Branchenerfahrung eingestellt. Frauen und Quereinsteiger seien dagegen beim beruflichen Aufstieg durch die Krise im Nachteil.

(awp/mbü)