Wer in Europa von Online-Mode spricht, kommt an Zalando nicht vorbei. Und wer von den Schweizer Zalando-Umsätzen spricht, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Im hiesigen Fashion-Sektor, der auf notorischem Schrumpfkurs ist, wächst Zalando munter weiter.  

Der grösste Kleiderschrank Europas, der schon 2020 schätzungsweise mehr als 1 Milliarde Franken umsetzte, konnte auch 2021 wieder zulegen. Zum neunten Mal in Folge hat Zalando damit hierzulande Jahr für Jahr mehr verkauft, meist ging es dabei flott in Hundert-Millionen-Schritten aufwärts.

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So auch 2021. Die Berliner geben zwar selber keine Zahlen auf Länderebene bekannt. Doch das Zürcher E-Commerce-Beratungsunternehmen Carpathia verfolgt Zalando seit 2012 und liefert aufgrund von Paketmengen-Hochrechnungen und Branchen-Rückmeldungen stets verlässliche Schätzungen ab. Für 2021 rechnet Carpathia mit einem Zalando-Schweiz-Umsatz von 1,182 Milliarden Franken. Das sind 13 Prozent oder 138 Millionen Franken mehr als im Jahr zuvor.  

Retourenquote tiefer, aber immer noch riesig  

21,5 Millionen Zalando-Pakete erreichten 2021 gemäss Carpathia-Berechnungen die Schweiz. Was rund 60’000 Päckli entspricht, Tag für Tag. Auch die Retouren-Menge ist riesig: 12 Millionen Päckli wurden wieder zurückspediert.  

Die Retourenquote habe sich dabei anteilig leicht zurückentwickelt, sagt Carpathia-Analystin Heidi Kölliker: «Grundsätzlich dürfte Zalando mittlerweile sicher bestrebt sein, die Retourenquote tiefer zu halten. Alles, was zurückgesandt wird, verursacht Kosten für Transport, Abwicklung und Sortierung.»  

Schweiz zweitwichtigster Markt  

Die Schweiz mag bevölkerungsmässig ein kleines Land sein, doch für die Berliner Plattform ist der hiesige Markt von grosser Wichtigkeit, sagt Kölliker: «Die Schweiz ist für Zalando der zweitwichtigste Markt neben Deutschland. Nicht nur wegen des Umsatzes, sondern auch, weil Schweizerinnen und Schweizer für hohe Bestellwerte sorgen und an qualitativ hochstehenden Artikeln interessiert sind.»  

Die Chancen stehen gut, dass Zalando 2022 weiterpowern wird. Zum einen deshalb, weil der E-Commerce-Riese bestrebt ist, weitere Anbieter und Händler auf seine Plattform zu holen. Zalandos neuer Schweiz-Chef Florian Jodl machte im Gespräch mit der «Handelszeitung» im Herbst 2021 jedenfalls klar, dass er weitere Schweizer Marken und Retailer einbinden will. Hierzulande etwa verkauft C&A seit Mitte 2021 über die Berliner Mode-Plattform.    

Kommt dazu, dass Zalando sein Sortiment jüngst erweitert hat. Zusätzlich zu Schuhen, Mode und Accessoires kommen in ausgesuchten Ländern – auch in der Schweiz – Apple-Watches, AirPods und weiteres Apple-Zubehör hinzu. Was den Berlinern in zwei Phasen Schub geben wird, glaubt Heidi Kölliker: «In einer ersten Phase dürfte das neue Angebot Zalando beim Thema der Online-Auffindbarkeit helfen. Damit verbunden ist die Chance, so neue Kunden zu gewinnen.» 

Andreas Güntert
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