Der Berliner E-Commerce-Turbo Zalando gilt als grösster Kleiderschrank Europas. In einer Region aber ist Zalando besonders stark: in den deutschsprachigen Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz. 4 von 10 Umsatzfranken fallen für Zalando in der Region DACH an. Klar also, dass diese Region ausserordentlich wichtig ist für das Unternehmen.  

Seit Frühling 2021 wurde die DACH-Region von Florian Jodl geleitet. Der Mann hatte grosse Pläne, auch für die Schweiz. Stärker werden im Bereich Beauty, stationärer Händler ins Modell «Connected Retail» einbinden, den Konzern hierzulande generell schweizerischer präsentieren, wie Jodl bei Stellenantritt zur «Handelszeitung» sagte.  

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Jetzt ist Jodl Knall auf Fall abgetreten. Noch im Juni war der Zalando-Manager in der Schweiz an der Score-Konferenz aufgetreten, wenige Tage später gab er seinen Posten auf. Am Berliner Hauptsitz von Zalando wird der Abgang bestätigt: «Florian Jodl hat das Unternehmen per 1. Juli 2022 verlassen.» Als Grund für den Abgang heisst es dort, dass es nach zehn Jahren bei Zalando «Zeit für etwas Neues» gewesen sei für ihn. Jodl selber war für die «Handelszeitung» nicht zu sprechen.  

Abgang nach nur 15 Monaten im neuen Job

Dass es nach zehn Jahren bei einer Firma Zeit «für etwas Neues» ist – verständlich. Weniger verständlich: Auf seiner Position als Chef der wichtigen Ländermärkte Deutschland, Schweiz und Österreich war Jodl erst seit 15 Monaten. Im April 2021 war der langjährige Zalando-Mann angetreten, um dieses grosse Gebiet zu übernehmen und das Unternehmen im hiesigen Ländermarkt schweizerischer zu positionieren.    

Warum Jodl nach etwas mehr als einem Jahr den prestigeträchtigen Job aufgegeben und das Unternehmen verlassen hat, wird wohl sein Geheimnis bleiben. An einer allfälligen Reorganisation scheint es nicht zu liegen. Die Märkte Deutschland, Schweiz und Österreich sollen weiterhin eine Einheit bilden und von einer einzigen Person geführt werden, heisst es am Hauptsitz von Zalando in Berlin: «Auf der Position des General Manager DACH wird im Herbst 2022 ein Zalando-Urgestein eingesetzt. Der Name wird noch nicht bekanntgegeben.»  

Zalando hatte es dank dem allgemeinen Online-Push zwar gut durch die Pandemie geschafft, nun aber trüben sich die Aussichten für das Unternehmen ein. Kürzlich musste Zalando eine Gewinnwarnung publizieren.    

Zwar publiziert die Firma keine gesonderten Länderzahlen für die Schweiz. Doch das E-Commerce-Beratungsunternehmen Carpathia, welches Zalando schon seit zehn Jahren verfolgt, kommt auf eine Umsatzschätzung von 1,2 Milliarden Franken in der Schweiz.   

Am Zalando-Hauptsitz in Berlin heisst es denn auch: «Die Schweiz bleibt für Zalando ein sehr wichtiger und spannender Markt.» 

Andreas Güntert
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