Herr Bourgeois, Bundesrat Johann Schneider-Ammann will die Zucker-Bauern schützen. Ein Abschiedsgeschenk Ihres Parteifreundes?
Das ist kein Geschenk. Das ist eine dringende Antwort auf eine sehr schwierige Marktsituation. Seit die EU 2017 ihre Quotenregelung für Zucker abgeschafft hat, ist der Preis zusammengebrochen. Mit Folgen auch für die Schweiz: Die Anbauflächen für Zuckerrüben sind erodiert. Allein in diesem Jahr sind 500 von total 5000 Zuckerbauern aus diesem Geschäft ausgestiegen. Das ist ein Minus von zehn Prozent! Wenn wir die Zuckerproduktion bewahren wollen, dann müssen wir jetzt handeln.

Könnten wir den Zucker nicht einfach importieren?
Nein, die Leute wollen eine gewisse Kontrolle über ihre Lebensmittel. Das hat sich auch bei der Abstimmung über den Verfassungsartikel zur Ernährungssicherheit gezeigt, der vor einem Jahr mit knapp 80 Prozent angenommen wurde.

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Reichen denn die nun vom Bundesrat vorgeschlagenen Massnahmen, also die Erhöhung der Einzelkulturbeiträge für Zuckerrüben von 1800 auf 2100 Franken pro Hektare sowie die Einführung eines Mindestgrenzschutzes von 7 Franken pro 100 Kilo?
Das ist sehr wertvoll. Aber es gibt noch eine dritte Massnahme: Die Branche, das heisst die Zuckerfabriken in Aarberg und Frauenfeld, leisten ebenfalls einen Stützungsbeitrag von vier Millionen Franken pro Jahr.

Nationalrat Jacques Bourgeois, Direktor Schweizer Bauernverband, referiert an einer Medienkonferenz zur Bilanz des Pilotprojektes "Arbeiten in der Landwirtschaft" fuer Fluechtlinge und vorlaeufig Aufgenommene, in Zollikofen, am Mittwoch, 8. August 2018. (KEYSTONE/Thomas Hodel)

Jacques Bourgeois (60) kämpft als Direktor des Bauernverbands und als FDP-Nationalrat an allen Fronten gegen den Preiszerfall beim Zucker.

Quelle: KEYSTONE / THOMAS HODEL

Nochmals: Reicht das, oder braucht es dann noch mehr Subventionen?
Ich hoffe, dass das ausreichen wird.

Es besteht also das Risiko, dass die jetzt temporär bis 2021 ergriffenen Massnahmen danach immer und immer wieder verlängert werden?
Wir gehen heute davon aus, dass sich der EU-Markt bis Ende 2021 normalisiert. Trifft das zu, dann sind die Massnahmen ab 2022 nicht mehr nötig.

Auch die Nahrungsmittelindustrie und die Konsumenten werden über höhere Preise einen Teil der Rechnung begleichen müssen.
Das ist nicht signifikant.

Wie bitte?
Die Kosten belaufen sich auf einen halben Rappen pro 100-Gramm-Tafel Schokolade oder auf einen Rappen für 250 Gramm Konfitüre. Das sollte für die Nahrungsmittelindustrie und die Konsumenten tragbar sein.