Martin Senn geht und hinterlässt ein Machtvakuum an der Zurich-Spitze, das Verwaltungsratspräsident Tom de Swaan mit einem Chef von aussen füllen will. Intern sei man bei der Suche nach geeigneten Persönlichkeiten nicht fündig geworden, erklärte der Niederländer in einer kurzfristig anberaumten Telefonkonferenz. Das ist eine Ohrfeige für Finanzchef George Quinn, den einige Analysten bereits als Senn-Nachfolger ins Spiel gebracht haben.

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Das ist aber auch ein Bauchtritt für die Investoren. Bei den Anlegern geht die Angst um, dass ein Externer mit der grosszügigen Dividendenpolitik brechen könnte. Denn in der vergangenen Dekade, die Martin Senn zunächst als CIO und dann als CEO prägte, erhöhte die Zurich Insurance die regelmässige Zahlung kräftig von 11 auf inzwischen 17 Franken. Das entspricht einer Aktienrendite von über 6 Prozent.

Angst um die Dividende

Damit zählt die Zurich heute zu den grössten Schweizer Renditebringern überhaupt – für viele Anleger war das in den vergangenen Jahren der Hauptgrund, die Aktie zu kaufen. Am lautesten vor einem Ende des goldenen Zeitalters warnt Bernstein-Experte Thomas Seidl. Sollte tatsächlich ein externer Kandidat zum Zuge kommen, werde dieser zuerst einmal die Bilanz aufräumen.

Seidl geht von Sonderbelastungen in der Höhe von mindestens zwei Milliarden Dollar aus. Die grosszügige Dividendenpolitik werde wohl ebenfalls überdacht, sie beanspruche die Reserven zu sehr. Seidl geht daher davon aus, dass die Zurich-Aktien in den Sinkflug übergehen werden, sobald ein neuer Konzernchef installiert ist. Er rechnet mit einem Kurssturz von bis zu 20 Prozent, von 270 Franken auf 210 bis 220 Franken. Denn die Dividendenpolitik sei der einzige Grund für die heutige Bewertung der Papiere, so Seidl.

Stabiler Kurs

Die erste Reaktion an der Börse fällt aber eher verhalten aus: Zunächst sanken die Papiere um gut ein Prozent auf das Tagestief von 267,70 Franken, dann drehte der Kurs kurzfristig sogar ins Plus, nach 90 Handelsminuten notiert die Aktie wieder leicht im Minus. Der Gesamtmarkt ist im Plus, die Mehrheit der SMI-Titel trumpfen mit steigenden Kursen.

Dass der Kurs nicht in den Keller rutscht, liegt daran, dass es durchaus auch Stimmen gibt, die ein Beibehalten der Dividendenpolitik erwarten. Die starke Dollar-Aufwertung, der starke Cashflow und die Solvabilität der Zurich dürften es dem Versicherer nicht nur erlauben, das derzeitige Dividendenniveau zu halten, sondern auch einen Aktienrückkauf über zwei Milliarden aufzulegen, sagt zum Beispiel Helvea-Analyst Daniel Bischof.

(ise, mit Material von AWP und SDA)