Die Gletscher der Schweizer Alpen nahmen 2010 noch etwa die Fläche des Kantons Schwyz ein, nämlich gut 940 Quadratkilometer. Dies ist fast ein Drittel weniger als 1973, wie das neue Schweizer Gletscherinventar der Universität Freiburg aufzeigt.

Die Freiburger Glaziologen haben das Inventar anhand von hochauflösenden Luftbildern erstellt, wie die Universität Freiburg am Donnerstag mitteilte. Die Flächen- und Volumenänderungen aller Schweizer Gletscher konnten sie aus dem Vergleich aktueller (2010) und früherer (1973) Gletscherumrisse sowie digitaler Geländemodelle um 1980 und 2010 berechnen.

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Zwerge sind am häufigsten

Heute befinden sich die meisten und grössten Gletscher der Schweiz in den Berner und Walliser Alpen, was an der besonderen Topografie und dem Klima liegt. Zahlenmässig sind die «Zwerge», also sehr kleine Gletscher mit einer Fläche von weniger als einem halben Quadratkilometer, am häufigsten. Das mit Abstand meiste Eis ruht jedoch in wenigen «Riesen» wie dem Grossen Aletschgletscher.

Ende 2010 gab es noch 1420 Einzelgletscher, die eine Fläche von 944 Quadratkilometern einnahmen. Das sind gut zwei Prozent der Fläche der Gesamtschweiz oder die Fläche des Kantons Schwyz. Am Ende der kleinen Eiszeit um 1850 waren es noch 1735 Quadratkilometer (die Fläche des Kantons Zürich) und 1973 noch 1307 Quadratkilometer (etwa die Fläche des Kantons Aargau) vergletschert. Das entspricht einem Rückgang von 28 Prozent in 37 Jahren.

Zweimal der Vierwaldstättersee

Auch das Eisvolumen - also die Dicke der Gletscher - sank beträchtlich in dieser Zeitspanne. Die Gletscher verloren 22,5 Kubikkilometer Firn und Eis. Die resultierenden Schmelzwassermengen hätten jährlich den Murten- und über die ganze Zeitspanne seit 1973 gerechnet zweimal den Vierwaldstättersee auffüllen können.

Besonders stark war der Schwund bei Gletschern im Tessin, Engadin und Südbünden. Der Eisverlust in den Berner, Zentralschweizer und Glarner Alpen entsprach ungefähr dem Durchschnitt, in den Walliser Alpen hingegen schmolz etwas weniger Eis. Die Gründe für diese Unterschiede seien noch nicht vollständig untersucht, schrieb die Hochschule.

Die neue Datengrundlage ermögliche es Forschenden, die Reaktion der Alpengletscher auf den Klimawandel besser zu verstehen und ihre zukünftige Entwicklung genauer zu prognostizieren. Die Resultate wurden kürzlich im Fachjournal «The Cryosphere Discussions» publiziert, das neue Schweizer Gletscherinventar erscheint demnächst im Journal «Arctic, Antarctic, and Alpine Research».

(sda/ise)