Männliche Insekten und Spinnen haben öfter einmal Sex mit anderen Männchen. Es handle sich dabei um blosse Verwechslung, berichten nun ein Schweizer und ein israelischer Forscher. In der Hektik der Fortpflanzung nähmen sie sich einfach keine Zeit, um das Geschlecht des Partners zu bestimmen.

Bei machen Insektenarten lassen sich bis zu 85 Prozent der Männchen auf homosexuelle Akte ein. Bei Vögeln und Säugetieren haben Wissenschaftler evolutionäre Vorteile für solches Verhalten identifiziert: Junge Männchen können das Begatten «üben» und Allianzen in der sozialen Gruppe werden gefestigt.

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Doch bei Insekten konnten die Biologen Inon Scharf von der Universität Tel Aviv und Oliver Martin von der ETH Zürich keinen solchen Nutzen finden. Sie hatten dazu Studien zu 110 Insektenarten durchgesehen. Ihr Schluss: Homosexuelle Akte seien in 80 Prozent der Fälle blosse Verwechslung, wie sie im Fachblatt «Behavioural Ecology and Sociobiology» berichten.

«Insekten und Spinnen paaren sich auf die Schnelle», sagte Scharf in einer Mitteilung der Interessengruppe «American Friends of Tel Aviv University». «Offenbar sind die Kosten, erst einmal das Geschlecht des Gegenüber zu bestimmen, grösser als jene für ein paar Fehler.»

Paarung mit Bierflasche

Stattdessen lohnt es sich offenbar, alles zu begatten, was halbwegs nach potenzieller Partnerin aussieht. Viele Männchen besteigen auch nahe verwandte Arten, obwohl daraus keine Nachkommen resultieren. Männliche australische Juwelen-Käfer klammern sich sogar an glänzende, braune Bierflaschen, als seien sie die grössten und schönsten Käferweibchen aller Zeiten.

Die Forscher erklären die sexuelle Verwirrung unter anderem damit, dass weiblicher Duft von früheren Begattungen an Männchen haften könnte, auf den andere Männchen «fliegen». In anderen Fällen sähen Männchen und Weibchen einfach so ähnlich aus, dass die Männchen ihren Irrtum erst nach dem Aufsteigen bemerken.

Sex ist riskant

Laut Scharf ist das eine «kuriose Situation». Denn Sex ist im Tierreich stets mit Risiken verbunden: Es drohen Geschlechtskrankheiten und Räuber, es gehen Zeit und weitere Fortpflanzungschancen verloren. Kein Wunder, leben heterosexuell aktive Insekten um ein Viertel weniger lange als abstinente Artgenossen.

Die Lösung des Paradoxes könnte nach Ansicht von Scharf und Martin darin liegen, dass das homosexuelle Verhalten an andere vorteilhafte Eigenschaften geknüpft ist: Falls die homosexuell aktiven Käfer zugleich aktiver auf der Partnersuche, besser bei der Jagd oder beim Konkurrenzkampf sind, wären sie unter dem Strich dennoch die erfolgreicheren.

(sda/vst/aho)