Valpolicella heisst die Hügelregion in Venetien, die Heimat für eine Rotwein-Ikone Italiens ist: Amarone della Valpolicella.

Dort wachsen rote Sorten, die stilistisch grundverschiedene Weine ergeben: Valpolicella, Valpolicella Ripasso, Amarone della Valpolicella, Recioto della Valpolicella. Wobei Amarone und Ripasso eher neuere Kreationen sind.

<p>Rebberge rund um den Ort  Sant' Amborgio di Valpolicella. Die Hügellandschaft liegt in Venetien zwischen Verona und dem Ostufer des Gardasees.</p>

Rebberge rund um den Ort  Sant' Amborgio di Valpolicella. Die Hügellandschaft liegt in Venetien zwischen Verona und dem Ostufer des Gardasees.

Quelle: Getty Images
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Alltags- und Sonntagswein

Einst war der frischfruchtige Valpolicella mit dem feinen Kirschduft der Alltagswein. Für Festtage wurden kleine Mengen Recioto produziert: Die Trauben trockneten auf Gitterrosten in gut durchlüfteten Gebäuden. Appassimento heisst das Verfahren.

Aus den rosinierten Beeren wurde ein süsser Most gepresst, der nie ganz durchgärte, weil die Hefen damals die Zuckermengen nicht bewältigen konnten.

Der süsse Festtagswein passt herrlich zu Schokoladenkuchen und Gebäck aus getrockneten Früchten und Nüssen.

«Amaro» aus Versehen

1930 gärte erstmals ein Recioto-Fass durch. Der Schreck war gross und schnell machte das Wort «amaro» (bitter) die Runde. Wobei der Begriff «trocken» besser gepasst hätte. 1953 wurden der erste Amarone verkauft.

Und weil Amarone immer beliebter wurde, war das Trocknen der Trauben auf den charakteristischen Gitterrosten nicht länger dem süssen Recioto vorbehalten.

<p>Amarone und Recioto gelten als Winterweine. Ein prasselndes Kaminfeuer, Recioto und dunkle Schokolade versüssen lange Abende.</p>

Amarone und Recioto gelten als Winterweine. Ein prasselndes Kaminfeuer, Recioto und dunkle Schokolade versüssen lange Abende.

Quelle: Shutterstock

Der mächtige Amarone, der mehr Alkohol, mehr Struktur und mehr Extraktsüsse ins Glas brachte wurde vor 40 Jahren zum roten Shootingstar Venetiens. Alkoholwerte bis zu 16 Volumenprozent waren erwünscht und wurden, wie die hohen Preise, zu seinem Markenzeichen. 

Tresterverwertung für Ripasso

Mit den Trestern aus der Amarone-Produktion wird der kirschfruchtige Valpolicella aufgepimpt: Junge, durchgegorene Valpolicella-Weine werden auf Amarone- oder Recioto-Trester gelegt.

Durch den Zucker in den Trestern, vorgeschrieben sind mindestens acht Gramm pro Liter, gewinnen die Valpolicella-Weine aber eher an Süsse, denn an Alkohol.

Amarone für das kleine Budget

Das Ripasso-Verfahren erschloss eine neue Zielgruppe: Valpolicella Ripasso wurde zum Amarone für den schmäleren Geldbeutel. Zwischen 2015 und 2021 erhöhte sich die Ripasso-Produktion von 28 auf knapp 35 Millionen Flaschen. Der Amarone-Output stieg im gleichen Zeitraum von 13,8 auf 19 Millionen Flaschen.

Trend zu leichteren Rotweinen

Seit drei Jahren sinkt die Produktion von Amarone und Valpolicella Ripasso. Gegenüber dem Rekordjahr 2021 ist die Amaroneproduktion 2024 um rund 25 Prozent gesunken. Auch Valpolicella Ripasso musst Federn lassen: 2024 betrug die Produktion 18 Millionen Flaschen.

Gewonnen hat hingegen der klassische Valpolicella. Der leichtere, kirschfruchtige Rotwein legte um fünf Prozent zu. 2024 wurden davon 17 Millionen Flaschen produziert.

Grund dafür ist der Trend zu leichteren Weinen. Während Amarone und Ripasso ganz hervorragende Winterweine sind, schmeckt der frischfruchtige Valpolicella auch leicht gekühlt im Sommer.