Zerklüftete Gebirgszüge, steile Küstenformationen und mehr als zwanzig Gipfel über zweitausend Höhenmetern prägen Korsikas raues Landschaftsbild. Trotz der jährlich rund drei Millionen Gäste, die sich besonders in den Sommermonaten einfinden, gilt das Eiland bei vielen als weitgehend unentdecktes Ziel.
Wein hat auf der Mittelmeerinsel eine lange Geschichte. Vieles deutet darauf hin, dass bereits phönizische Händler Rebstöcke einführten und damit den Grundstein für den Weinbau legten. Einen kräftigen Impuls erhielt die Branche in den frühen sechziger Jahren: Nach dem Algerienkrieg kehrten zahlreiche Familien nach Frankreich zurück und bestockten auf Korsika grosse Flächen neu. Erhalten geblieben sind heute rund 6'000 Hektar Rebfläche.
Nielluciu, Sciaccarello und Vermentino
Drei Sorten prägen die Insel heute stark. Nielluciu, identisch mit der italienischen Sorte Sangiovese, bringt herbe Rotweine hervor, die auf Kalkböden eine erstaunliche Tiefe entwickeln können. Sciaccarello wird geschätzt für seine feine Würze, die nicht selten an Pfeffer erinnert. Vermentino ist die wichtigste weisse Sorte der Insel und zeigt ein vielschichtiges Aromaspektrum mit Noten von Zitrusfrüchten sowie mediterranen Kräutern.
Weinkooperativen geben den Ton an
Ein Grossteil der Betriebe arbeitet genossenschaftlich. Viele Besitzer kleiner Parzellen verzichten aus wirtschaftlichen Gründen auf eine eigene Vinifikation und schliessen sich Kooperativen an. Die gemeinsame Nutzung von Fachkräften und moderner Technik ermöglicht eine verlässliche Qualität, ohne dass einzelne Betriebe hohe Investitionen tätigen müssen.
Wie gut dieses Modell funktioniert, lässt sich an seiner Verbreitung ablesen. Mehr als die Hälfte der gesamten Rebfläche der Insel liegt in den Händen von vier Kooperativen. Daneben hält sich eine Vielfalt kleiner, unabhängiger Weingüter, die häufig familiengeführt sind und Besucher zu Degustationen empfangen. Wer sich für Wein interessiert und noch nie auf Korsika zu Besuch war, dem sei eine Reise wärmstens empfohlen.