Der spanische Sommerwein kommt aus Galizien. Er duftet nach Zitrone und Quitte, nach frischen Wiesenkräutern und weissen Blüten. Die feine Salzigkeit an Gaumen passt zu seiner maritimen Herkunft.

Im Nordwesten Spaniens zerklüften Fjorde die Atlantikküste. «Rías» heissen die schmalen, tief ins Land reichende Meeresbuchten in Galizien. Sie geben der Weinregion Rías Baixas ihren Namen.

Mehr Regen als in der Schweiz

Die Landschaft ist grün und üppig. Im Schnitt fällt hier jedes Jahr mehr Regen als in der Schweiz. Und auch im Sommer ist die Luft dank der Rías feucht. Ein schwieriges Terrain für Reben könnte man meinen. Stimmt aber nicht.

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Die Bauern bauen ihre Reben schon seit Jahrhunderten im Pergolasystem an. Die Trauben hängen frei unter dem Blätterdach, weit weg vom feuchten Boden und bleiben so gesund. Früher nutzten die Bauern die Fläche doppelt und bauten unter den Rebendächern Gemüse an.

Enormes Wachstum

Bis in die 1980er fristeten die frischen, saftigen Weissweine ein Dornröschendasein. Heute boomt die Region, die sich von Santiago de Compostela — welche durstige Pilgerkehle freut sich nach den Strapazen auf dem Jakobsweg nicht über ein erfrischendes Glas Weisswein — bis zur portugiesischen Grenze erstreckt.

Die wichtigste Sorte ist Albariño, die auf 95 Prozent der 4'200 Hektar grossen Anbaufläche steht. Die Reblandschaft wird bestimmt von vielen kleinen Parzellen, aktuell sind es 22'832, die von etwas über 5'000 Winzern bewirtschaftet werden. 2024 kelterten 179 Weingüter knapp 29 Millionen Liter Wein. Im Jahr 1991 waren es 5,1 Millionen Liter.

Spitzengut investiert am Atlantik

Um wie viele Hektar die Rebfläche in den letzten 25 Jahren gewachsen ist, lässt sich nur schwer mit Zahlen belegen. Aber die Zeichen stehen immer noch auf Wachstum. Vega Sicilia, der ikonische Rotweinproduzent in der DO Ribera del Duero, investiert in den Rías Baixas rund 40 Millionen Euro.

Im Januar 2025 war der erste Spatenstich für den Bau einer neuen Kellerei, die jährlich über 300'000 Liter Wein produzieren soll. Der Release des ersten Jahrgangs ist für 2027 geplant.

Mehr Spannung am Gaumen

In den letzten zehn Jahren haben die Produzenten der Rías Baixas die Stilistik ihrer Weissweine breiter gefächert: Albariño wird schmelziger, wenn er ein paar Monate auf der Feinhefe reift. Die Traube eignet sich auch für den Ausbau in Barriques, besonders wenn noch ein kleiner Anteil anderer weisser Sorten der Region wie Loureiro Blanco, Treixadura oder Caiño Blanco in der Cuvée ist.

Seafood und Rías Baixas

Die Rías schaffen nicht nur das Klima für Weissweine. Sie sind ein auch wichtiger Lebensraum für Muscheln und Krebstiere. Zamburiñas (Kammmuscheln), Miesmuscheln und Entenmuscheln werden hier geerntet. Pulpo und Langusten kommen fangfrisch auf den Teller. Was nicht frisch verspeist wird, kommt in Dosen: Sardinas en Aceita, Zamburiñas oder Chipirones (kleine Tintenfische), frisches Baguette und dazu ein Glas Rías Baixas, holen ein bisschen Atlantik-Feeling in den Schweizer Sommer.