Die harsche Kritik der Finanzmarktaufsicht Finma am Raiffeisen-Verwaltungsrat trifft zwölf Männer und Frauen, die dem Gremium zwischen 2012 und 2015 angehört haben. Ihnen stellt die Behörde ein miserables Zeugnis aus, wie dem am Donnerstag veröffentlichten Enforcement-Bericht zu entnehmen ist. Insgesamt habe der Verwaltungsrat seine Funktion als Oberleitungs-, Aufsichts- und Kontrollorgan insbesondere von 2012 bis 2015 ungenügend wahrgenommen, heisst es darin.

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Präsidiert wurde der Verwaltungsrat in diesen Jahren von Johannes Rüegg-Stürm, der hauptberuflich Professor für Management an der Universität St. Gallen ist. Er war während dieser Zeit auch Präsident des Strategie- und Entschädigungsausschusses, der unter anderem die Eigengeschäfte von Geschäftsleitungsmitgliedern zu beaufsichtigten hatte. Rüegg-Stürm zog Anfang März die Konsequenzen und legte sein Amt per sofort nieder.

Rita Fuhrer prominentestes Mitglied

Das prominenteste Verwaltungsratsmitglied zwischen 2012 und 2015 war ansonsten Rita Fuhrer, Alt-Regierungsrätin des Kantons Zürich und SVP-Bundesratskandidatin. Daneben gehörten dem Gremium der Tessiner Lokalpolitiker Angelo Jelmini und die Unternehmer Anne-Claude Luisier, Oliver Roussy und Werner Zollinger an.

Rita Fuhrer (l.) und Karin Keller-Sutter im Hintergrund

Prominentestes Mitglied ist Rita Fuhrer (l.), Alt-Regierungsrätin des Kantons Zürich und SVP-Bundesratskandidatin.

Quelle: Keystone

Ausserdem waren mit Philippe Moeschinger ein Immobilienmanager, mit Edgar Wohlhauser ein Wirtschaftsprüfer, mit Franco Taisch ein Rechtsprofessor, mit Urs Schneider ein Geschäftsleitungsmitglied des Bauernverband sowie mit Daniel Lüscher und Christian Spring zwei Leiter von Raiffeisen-Niederlassungen Mitglied des Gremiums.

Nur einer bleibt

Von diesen zwölf Verwaltungsräten gehören aktuell nebst Rüegg-Stürm Anne-Claude Luisier sowie Christian Spring dem Gremium nicht mehr an. Auf die Delegiertenversammlung vom nächsten Samstag treten ausserdem Franco Taisch, Edgar Wohlhauser und Werner Zollinger zurück.

Fünf weitere Rücktritte sind angekündigt: diejenigen von Daniel Lüscher und Urs Schneider per ausserordentliche Delegiertenversammlung im Herbst, diejenigen von Rita Fuhrer und Philippe Moeschinger per Delegiertenversammlung im Juni 2019. Angelo Jelmini schliesslich wird im Juni 2020 zurücktreten.

Als einziger Verwaltungsrat aus der von der Finma kritisierten Periode wird somit Oliver Roussy die Affäre «überstehen», wobei dieser allerdings erst 2014 zu Raiffeisen gestossen war - also zur Halbzeit der fraglichen Zeit.

Aktueller Interims-Präsident erst seit 2017

Der aktuelle Verwaltungsratspräsident Pascal Gantenbein, der das Amt seit Rüegg-Stürms Abgang interimistisch ausübt, ist erst seit 2017 Raiffeisen-Verwaltungsrat.

Am Samstag soll das Firmengremium mit weiteren Neuen ergänzt werden. Konkret ist die Zuwahl des Wirtschaftsprüfers und Bankenexperten Rolf Walker sowie des Unternehmers Thomas Rauber geplant.

(sda/ccr)