Für die einen mag es eine Randnotiz sein, für die anderen sind es die Banking-News der Woche: Coop mischt unter dem Brand «Coop Finance+» wieder im Bankgeschäft mit und lanciert ein Konto für Payment und Geldanlage. Und dies, nachdem sich der Detailhändler erst vor wenigen Jahren aus «seiner» Bank Coop zurückgezogen hat, die er vor fast hundert Jahren einst mitgegründet hatte und die seither als Bank Cler – und Tochter der Basler Kantonalbank – weiter existiert. Dass diese mit dem neuen Coop-Konto nichts mehr zu tun hat, dürfte in Basel den einen oder die andere ordentlich wurmen.  

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Wirklich interessant dabei ist jedoch der Ansatz: Anders als früher – und anders als Konkurrentin Migros – beteiligt sich Coop nicht mehr direkt an einem Finanzinstitut, sondern mutiert zum Fintech. Ganz nach dem Vorbild des Erfolgs-Startups Neon arbeitet Coop mit unterschiedlichen Banken, Softwareanbietern und Finanzinstituten zusammen, die hinter den Kulissen die Apps und Angebote von Coop alimentieren. Und wie bei Neon betreibt einmal mehr Marianne Wildis Hypi Lenzburg die Konten. Ein oranges Neon, quasi. 

Natürlich muss sich Coop nun erst mal beweisen: Funktioniert die Software? Stimmt das Pricing? Und bewähren sich die Abläufe, wenn mal etwas nicht mehr am Schnürchen läuft? Als das Angebot am Dienstagmorgen aufgeschaltet wurde, kamen App und Website schnell mal an den Anschlag, wie es schien. Später, im laufenden Betrieb, darf das nicht mehr passieren, wenn sich die Coop-Finanz ernsthaft als Alltagskonto etablieren soll. 

Die neue Alltagsallianz zeigt aber: Ein Detailhandels-Brand zieht noch immer im Banking. Und es zeigt, dass sich auch in der Schweiz zunehmend Fintech- und Open-Banking-Ansätze durchsetzen. Mit dem Einstieg von Coop ist die Szene definitiv erwachsen geworden. 

Michael Heim Handelszeitung
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