Die Deutsche Bank hat im vergangenen Herbst mögliche Dealszenarien rund um die Credit Suisse geprüft, heisst es in einem Bericht der Agentur Bloomberg, der sich auf Personen mit Kenntnis der Sachlage stützt. Die Deutsche Bank kommentierte dies nicht.

Das Frankfurter Geldhaus habe einzelne Sparten wie das Asset und Wealth Management des Zürcher Konkurrenten analysiert, heisst es. Ziel der Übung sei es gewesen, schnell reagieren zu können, sollte ein Verkauf attraktiver Teile tatsächlich auf die Tagesordnung kommen.

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DB-Chef Christian Sewing warf schon früher ein Auge auf CS-Sparten

Seit Credit-Suisse-Chef Ulrich Körner im Oktober seine Strategie verkündet hat, ist der Plan bei den Frankfurter Bankern wieder in der Schublade verschwunden. Er könne aber jederzeit wieder hervorgeholt werden, wenn sich die Lage ändere. Das Geheimprojekt war mindestens das zweite Mal, dass der Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing mit einem möglichen Schritt bei der Schweizer Traditionsbank liebäugelte.

Liegt nun die Deutsche Bank auf der Lauer? Finanzkreise winken ab. Es gehöre zur Aufgabe jeder Bankführung, sich auf alle Szenarien vorzubereiten, ist zu hören. Allerdings interessierte sich Deutsche-Bank-Chef Sewing just für jene Teile der Credit Suisse, die nie zum Verkauf standen und auch wohl nicht verkauft werden dürften.

Denn CS-Chef Ulrich Körner hatte die Vermögensverwaltung und das mit ihr artverwandte Asset Management zum Kern der neuen Credit Suisse erkoren. Auf diese Bereiche will die CS ihre Zukunft aufbauen.

Grenzüberschreitende Fusionen sind extrem schwer 

Deutsche-Bank-Chef Sewing gehört zwar zu jenen Bankmanagern, die eine Konsolidierung der europäischen Bankenlandschaft fordern. Doch das bedeutet nicht, dass die Frankfurter nun eine Übernahme der gesamten CS wagen dürften. 

Denn grenzüberschreitende Fusionen unter Grossbanken gelten als extrem komplex und damit riskant. Der Grund: Die Bankenregulierungen in den einzelnen Ländern sind zu unterschiedlich. Allein das verhindert, dass mithilfe einer grenzüberschreitenden Fusion unter Banken grosse Einsparungen, etwa bei den IT-Systemen, realisiert werden können. Anders als US-Banken können europäische Institute keinen einheitlichen Heimatmarkt bespielen.  

Zudem hat die Deutsche Bank gerade erst die grössten Schmerzen ihres Restrukturierungsprogramms hinter sich. 2022 erzielte sie mit einem Vorsteuergewinn von 5,6 Milliarden Euro das höchste Ergebnis seit 15 Jahren. 

Es gilt als höchst unwahrscheinlich, dass sich Sewing die Erfolge dieser harten Sanierungsarbeit, bei der Tausende Jobs abgebaut wurden, durch ein Fusionsabenteuer wieder zunichtemachen wird.

Investoren sehen das offenbar auch so: In der Eröffnung trat die Credit-Suisse-Aktie auf der Stelle. Würden die Kaufspekulationen auf fruchtbaren Boden stossen, müsste das Papier dagegen mit Kursavancen reagieren. 

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Holger Alich
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