Im Fussball kann der Absturz rasant gehen. Eben noch spielte der FC Basel international, nun dümpelt er – weit abgeschlagen – auf dem hintersten Tabellenrang herum und muss sich ernsthaft mit dem Thema Abstieg beschäftigen. Gerade erst wurde der Irgendwie-Interimstrainer Heiko Vogel entlassen. Zusammen mit dem Abgang wurde Nachfolger Fabio Celestini angekündigt. Nun muss dieser den schlingernden Club stabilisieren.

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So sollte das eigentlich auch in der Wirtschaft funktionieren. Wenn ein CEO abtritt oder abgetreten wird, muss möglichst schnell ein Ersatz her, um Führung sicherstellen zu können und das Team zusammenzuhalten. Und um so zu verhindern, dass das Unternehmen ins Schlingern gerät.

Wie man es nicht machen sollte, zeigt das Beispiel Postfinance. So wurde in all den Jahren unter CEO Hansruedi Köng offenbar kein Nachfolger aufgebaut – er leitet die Staatsbank seit zwölf Jahren. Das ist ein direktes Versagen Köngs und des Verwaltungsrats. Und selbst nach der Rücktrittsankündigung im vergangenen März (!) gelang es der Postfinance nicht, innert nützlicher Frist einen neuen Chef oder eine neue Chefin für den Bundesbetrieb aufzutreiben. Selbst FCB-Eigentümer David Degen scheint langfristiger zu denken.

Einst wollte der Postfinance-Verwaltungsrat bis Ende August die Nachfolge bekannt geben. Mittlerweile hat ein neuer Headhunter das Mandat zur Suche erhalten. Selbst jene, die bereits abgesagt haben, werden teilweise noch einmal angegangen.

Fast schon trotzig beharrt die Postfinance-Leitung auf ihrem Credo, das einstige Postscheckamt sei heute eine Bank wie jede andere auch. Doch das ist sie nicht.

Dass die Post keinen Chef für ihre Bank findet, ist letztlich nur das Symptom für ein grösseres Problem. Denn es fehlt auch eine gescheite Strategie. Das – und nicht etwa ein zu tiefes Salär – ist wohl ein Hauptgrund dafür, dass so viele den Job ablehnen.

Der Verwaltungsrat hat bis heute keine Antwort darauf, wie er damit umgehen will, dass die Postfinance auch künftig keine Kredite vergeben darf. Fast schon trotzig beharrt die Postfinance-Leitung auf ihrem Credo, das einstige Postscheckamt sei heute eine Bank wie jede andere auch. Doch das ist sie nicht.

Das Bilanzgeschäft kann unter den aktuellen Bedingungen nicht Fokus der Postfinance sein. Auch wenn es um Beratung geht, gibt es in der Schweiz zahlreiche Banken, die mit lokalem Fokus oder gut ausgebautem Beraternetz besser aufgestellt sind. Das digitale Retailgeschäft hat die Postfinance faktisch an die von Swissquote geführte Tochter Yuh ausgelagert. Und auch das Transaktionsgeschäft scheint bei den Pöstlern an Bedeutung zu verlieren. War ein Postscheckkonto für KMU einst Pflicht, so bringt es heute eigentlich keine Vorteile mehr.

Will die Post mit ihrer Bank den Ligaerhalt sichern, muss sie erst mal diese strategischen Fragen beantworten und die Postfinance klarer positionieren. Denn auch das zeigt der FC Basel: Stimmen die Rahmenbedingungen nicht, hat es auch der beste Trainer schwer. Und ein nicht ganz so guter erst recht.

 

 

Michael Heim Handelszeitung
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