In der Nacht sind alle Katzen grau. Und in der Wirtschaft herrscht Management-Einheitsbrei. Das zeigt eine neue Studie der Universität Lausanne. Auch wenn es weltweit zig Millionen Firmen und zig Millionen Manager und Managerinnen gibt, wird ein Grossteil der globalen Wirtschaftselite von nur zwanzig Firmen geformt und sozialisiert.

Die aus diesen «Karriereschmieden» hervorgegangenen Topmanager teilen dieselben Normen, die gleichen Strategien und dasselbe Gedankengut. Sie definieren eine relativ einheitliche Kultur – von New York über London nach Stockholm, Frankfurt, Zürich, Mailand und Barcelona.

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Die Firmen lassen sich in drei Kategorien unterteilen: Einerseits sind da die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen. Dazu gehören bekannte Schwergewichte wie Deloitte, Ernst & Young, PwC oder KPMG – die berühmten «Big Four». Dann die globalen Finanzinstitute mit den Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse oder der Bank of America und Morgan Stanley. In der dritten Kategorie landen schliesslich amerikanische Konglomerate wie General Electric, IBM, Procter & Gamble oder Hewlett-Packard.

Uniformität im Denken

Und auch wenn diese drei Kategorien auf den ersten Blick nichts miteinander gemein haben, folgen sie bei genauerer Betrachtung alle dem gleichen Managementansatz. Das Credo: Kosten senken, Profit maximieren, Firma auf Effizienz trimmen. Der ideologische Baukasten: gezimmert an den immer gleichen Business Schools mit dem typischen BCG-Vokabular, weiterentwickelt im corporate classroom. «Poor Dogs» müssen raus, «Cashcows» her, aber noch besser sind die «Stars».

Schweiz als Katalysator

Die jungen Talente der Firmen werden bereits früh auf Linie getrimmt. In sogenannten «Karriere-Hubs» bilden die Firmen ihre zukünftigen Topkader aus. Junge Talente kommen hier zusammen und verinnerlichen das moderne BWL-Schema. Das trägt zum Zusammenhalt der Wirtschaftselite bei, es schafft eine gemeinsame, interkulturelle und ideologische Grundlage. Und es bringt eine gegenseitige Statusverstärkung mit sich.

Die Schweiz gilt dabei als eines der zentralen Länder im globalen Netzwerk. Mit ihren Grossbanken UBS und CS mischt sie ganz vorne mit bei der Weltwirtschaft. Dazu kommen einige Grosskonzerne wie Nestlé oder die beiden Pharmagiganten, die in der Studie allerdings nicht weiter erwähnt sind, und natürlich ein gigantischer Beratungsapparat mit zwei gewichtigen Ablegern am Genfer- und am Zürichsee.

Gerade angelsächsische Banker stiegen in grosser Zahl in hochrangige Positionen bei Schweizer Firmen auf, insbesondere im Banking. Die Studie vermerkt, dass sich unter den 13 Mitgliedern des Führungsteams der Credit Suisse im Jahr 2019 5 US-Amerikaner und 3 Briten befanden.

Ueli Körner, CEO der Credit Suisse

Ulrich Körner, CEO der Credit Suisse, ehemaliger McKinsey-Angestellter, Prototyp des Managers mit Beraterhintergrund.

Quelle: © Anne Gabriel-Jürgens / 13 Photo

Auch der Weg via Strategieberatung ist üblich: Der aktuelle Credit-Suisse-Chef Ulrich Körner startete seine Karriere als Wirtschaftsprüfer bei PwC – bevor er zum Beratungsunternehmen McKinsey wechselte. Novartis-Chef Vas Narasimhan ist ein weiteres Beispiel für den Berater-Typ: Er blickt ebenfalls auf eine McKinsey-Karriere zurück. Das Unternehmen lockte den ehemaligen Medizinstudenten einst weg vom Skalpell und hinein in die Welt von Powerpoint, Excel und Mercedes-Limousinen.

Die Reihe könnte beliebig weitergehen. Bei Frauen ist es dasselbe Muster. So startete etwa auch Monique Bourquin, Führungspersönlichkeit aus der Lebensmittelbranche und heute mehrfache Verwaltungsrätin, ihre Karriere beim Beratungsarm von PwC – und hat so die ideologische Schule der internationalen Beratung durchlaufen.

Tina Fischer
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