Eine erfolgreiche berufliche Weiterbildung hängt von vielen Faktoren ab, einer der wichtigsten sind die Dozierenden. Auf die Frage, wer die Dozierenden auswählt, antworten verschiedene Universitäten und Fachhochschulen übereinstimmend: die Studienleitungen.

«Jeder Studiengang ist thematisch so fokussiert, mit eigenen Schwerpunkten, dass nur die Studienleitung das nötige Fachwissen hat, um die Dozierenden auszuwählen», erklärt Gaby Knoch-Mund. Sie leitet mit zwei weiteren Personen das zweijährige Weiterbildungsprogramm CAS/MAS Alis, Archiv-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft an den Universitäten Bern und Lausanne.

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Als wichtigster Rekrutierungsweg wird von den angefragten Institutionen das Netzwerk genannt. Dabei wird an erster Stelle das interne Netzwerk berücksichtigt, also Expertinnen und Experten, die bereits an der jeweiligen Institution dozieren.

Je nach Weiterbildungsorganisation gibt es unterschiedliche Vorgaben, ob und wie viele interne Dozierende es sein sollten.

Als externes Netzwerk werden Tagungen, Kongresse oder Publikationen in Fachzeitschriften genannt, aber auch Empfehlungen durch Kolleginnen und Kollegen aus dem Netzwerk.

Inserate oder Ausschreibungen scheinen weniger eine Rolle zu spielen. «Nie» über Inserate sucht etwa Annette Mollet.

Sie ist Leiterin der Aus- und Weiterbildung des Europäischen Zentrums für Pharmazeutische Medizin (ECPM) an der Universität Basel und erklärt: «Ich kontaktiere mögliche Dozierende und treffe sie gerne persönlich. Nur so kann ich einschätzen, ob sie thematisch vermitteln können, was wir uns vorstellen.»

«Expertise und anregende Lehr- und Lernsettings sind entscheidend.»

Grundsätzlich stellen alle Weiterbildungsinstitutionen an die Dozierenden hohe Anforderungen, wie aus dieser kleinen Umfrage hervorgeht. Das sei nötig, weil die Studierenden selbst ein hohes Ausbildungsniveau haben und über Praxiserfahrung verfügen.

Nur bestens qualifizierte Dozierende können daher einen Nutzen für die Karriere der Studierenden bringen, wie im Folgenden anhand von drei Institutionen aufgezeigt wird.

Experten mit Praxiswissen

Eines der wichtigsten Qualifikationskriterien für die Auswahl beschreibt Annette Mollet vom ECPM in Basel: «In der postgradualen Ausbildung müssen Wissenschaftskompetenz, Praxisbezug und Rhetorik unbedingt gepaart sein, weil die Studierenden sich ja für den beruflichen Alltag besser qualifizieren wollen.»

Die Kombination von Wissenschaft und Praxis sei in ihren Weiterbildungslehrgängen gegeben: «Unsere rund 130 Referenten haben zu 98 Prozent einen Universitätsabschluss und zu 2 Prozent einen FH-Abschluss und stehen mitten im Beruf. Sie kommen häufig aus den Pharma- und Biotech-Branchen, Spitälern und von Behörden», sagt Mollet.

Diese unterschiedliche Herkunft der Dozierenden und das damit einhergehende Expertenwissen seien ein Mehrwert für die Studierenden. «Je nach Thema haben Vertreterinnen und Vertreter von Behörden und Patientenorganisationen oder Fachleute eine andere Sichtweise. Indem wir alle Beteiligten zu einem Thema einladen, ermöglichen wir unseren Studierenden, sich umfassend zu informieren und zu lernen», erläutert Mollet ihr Konzept.

Auch im Lehrgang Archiv-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft von Gaby Knoch-Mund haben praktisch alle Dozierenden einen Universitätsabschluss.

«Von den etwa 80 Dozierenden kommt rund ein Fünftel aus dem Ausland und bringt internationales Praxiswissen mit.»

«Da es in der Schweiz keinen Lehrstuhl für Archiv- oder Bibliothekswissenschaften gibt, suchen wir praxiserfahrene Experten und Expertinnen auch ausserhalb der Schweiz», sagt sie.

Diese rekrutiert sie im deutschen und französischen Sprachraum, aber auch europaweit und in Nordamerika, weil der Lehrgang in Zusammenarbeit mit der Universität Lausanne als bilinguales Programm, ergänzt durch Englisch, konzipiert ist. Von den etwa 80 Dozierenden kommt rund ein Fünftel aus dem Ausland und bringt internationales Praxiswissen mit.

Die Expertinnen und Experten kommen dabei aus unterschiedlichen Fachgebieten wie etwa Archiv, Bibliothek oder Museum, der historischen Forschung, den Digital Humanities oder der Informatik.

«Im Verlauf des Studienganges lernen unsere Studierenden die wichtigsten Player in der Schweiz kennen und Leute, die in einem Spezialgebiet tätig sind. Das ist für ein gutes berufliches Netzwerk unabdingbar», sagt Knoch-Mund.

Konstante Weiterbildung

Wissenschaftskompetent und anwendungsorientiert sein ist aber nicht alles, was von den Dozierenden gefordert wird: «Sie müssen methodisch und didaktisch ausgebildet sein, um ihre Lehre und Inhalte verständlich zu vermitteln», sagt Zoran Milosavljevic. Er ist Leiter Hochschulservices bei der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) und zuständig für die Qualitätssicherung im Bereich Lehre/Dozierendenschaft. Milosavljevic nennt eine weitere Forderung: die konstante Weiterbildung.

Je nach Unterrichtspensum müssen sich alle Dozierenden der HWZ intern weiterbilden. Dazu werden ihnen Weiterbildungsmöglichkeiten in unterschiedlichen Themenbereichen angeboten. «Unser Weiterbildungsprogramm ist strategisch an den Zielen der Fachhochschule ausgerichtet, weil wir auf eine langfristige Zusammenarbeit mit den Dozierenden abzielen», erläutert Milosavljevic.

«An der HWZ haben zwei Drittel der Dozierenden einen Hochschulabschluss.»

Eine Langfristigkeit, die teilweise schon im Studium beginnt, etwa wenn ehemalige Studierende als Dozierende an die HWZ zurückkehren.

«Eigengewächs», wie Milosavljevic sagt, werde bei ihnen sehr gefördert: «Sie identifizieren sich stark mit ihrer Tätigkeit und haben eine Vorbildfunktion, indem sie andere erfolgreiche Karrierewege aufzeigen, abseits eines universitären Studiums, und so eine Perspektivenvielfalt mitbringen.» An der HWZ haben zwei Drittel der Dozierenden einen Hochschulabschluss, die übrigen weisen eine äquivalente Qualifikation auf.

Evaluationsmethoden

Unabhängig von ihren Unterrichtspensen werden alle Dozierenden regelmässig evaluiert. In allen drei Institutionen bekommen Studierende einen anonymisierten Fragebogen, wo sie den Unterricht und die Dozierenden bewerten können.

Um ein realistisches Bild der Unterrichtsqualität zu bekommen, und nicht nur eine Momentaufnahme, nutzt die HWZ zeitlich gestaffelte Evaluationen, etwa nach einer Unterrichtseinheit, nach einem Semester und nach Abschluss des Studiums. Milosavljevic stellt dabei fest, dass Expertise und anregende Lehr- und Lernsettings entscheidend sind für die Studierenden.

Neben den Studierenden bewerten auch die Studienleitungen die Dozierenden. Bei der HWZ besuchen Teammitglieder des Qualitymanagements oder der Hochschulentwicklung systematisch Unterrichtseinheiten, um die Dozierenden unmittelbar selbst zu beurteilen. «Wenn die Evaluationen unter ein definiertes Niveau fallen, intervenieren wir und suchen nach Lösungen», sagt Milosavljevic.

«Das kann von Weiterbildungsangeboten über Coachings für den Dozierenden bis zur Trennung alles sein.»

Auch Annette Mollet bewertet die Lehrleistungen der Dozierenden nach Inhalt und Didaktik, indem jemand aus dem Dreierteam der Studienleitung bei jedem Unterricht dabei ist. «Es ist eine Zusammenarbeit mit den Dozierenden, damit sie sich ganz auf das Unterrichten konzentrieren können.

Wir übernehmen etwa die Handhabung mit Zoom, teilen die Leute in Gruppen ein oder überwachen das Zeitmanagement», präzisiert Annette Mollet.

Teamteaching

An der Universität Bern setzen die Verantwortlichen, zusätzlich zum Feedback der Studierenden, auf eine persönliche Evaluation, indem sie regelmässig «Teamteaching» machen, wie Knoch-Mund es nennt.

So nimmt an jedem Unterricht jemand aus dem Dreierteam der Studienleitung sowie ein Modulleitender teil. Modulleitende sind externe Spezialistinnen und Spezialisten, die zusammen mit der Studienleitung ein Modul, einen Block von 36 bis 48 Lektionen, entwerfen, leiten und selbst dozieren. «Wir sind in jedem Unterricht mindestens zu zweit», präzisiert Knoch-Mund.

«Unterrichten heisst auch immer, sich persönlich weiterzubilden.»

Gaby Knoch-Mund

Die Aufgaben des Modulleitenden und der Studienleitung sei es, den Unterricht zu moderieren und sich bei Fragen aktiv einzubringen. «Die Studierenden haben dadurch immer mehrere Ansprechpersonen für den Austausch», erläutert Knoch-Mund einen Vorteil ihres Teamteachings. In den drei Weiterbildungsinstitutionen Bern, Basel und HWZ unterrichten jeweils auch die Mitglieder der Studienleitungen selbst.

Dank dem engen Kontakt zu den Dozierenden und regelmässigen Umfragen wissen sie, dass diese gerne zu ihnen kommen und die meisten auch langfristig bleiben. «Für die Dozierenden ist es eine Möglichkeit, ihre Institution zu präsentieren, für die Studierenden eine Chance, einen möglichen Arbeitgeber kennenzulernen.

Unterrichten heisst auch immer, sich persönlich weiterzubilden, weil die Dozierenden im Austausch mit den Studierenden selbst profitieren», sagt Gaby Knoch-Mund.