Fast 40 Prozent. Eine Zahl, die aufhorchen lässt; 40 Prozent der Arbeitgeber in einer HZ-Umfrage verlangen Geld für den Pausenkaffee. Und das vor dem Hintergrund, dass ständig die Rede ist von Fachkräftemangel, gar Arbeitskräftemangel. Firmen überbieten sich mit Angeboten, um potenzielle Mitarbeitende von sich zu überzeugen. Von der Viertagewoche bis zum Fitness im Haus oder dem Zustupf an die Kinderbetreuung ist alles dabei, was das Mitarbeitendenherz höher schlagen lässt. Nur nicht der Kaffee. 

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Viele Arbeitgeber bitten die Angestellten zur Kasse. Im Extremfall kostet der Kaffee bis zu 2.40 Franken. Ihr gutes Recht, könnte man argumentieren, Kaffee kostet ja auch etwas. Und doch ist der Entscheid falsch. Denn Gratiskaffee ist nicht einfach nur ein Getränk – ein täglicher Café crème, von der Firma bezahlt, symbolisiert so viel mehr.

Klar kann man einwenden: Nicht alle mögen Kaffee. Aber die Nicht-Kaffeetrinker geniessen dafür einen Tee, eine heisse Schokolade oder sind mit einem einfachen Glas Wasser zufrieden. Auf dem Gang zur Kaffeemaschine sind sie trotzdem dabei. Denn dabei steht nicht der Kaffee im Vordergrund, sondern das, was der Gang zur Maschine bedeutet: eine kurze Auszeit von der Arbeit – die aber gleichzeitig der Arbeit zugutekommt.

Kaffeepausen entsprechen oft Sitzungen, ohne dass sie Sitzungen sind. Hier spricht man übers Geschäft, aber völlig informell. Das regt die Gedanken an, man erhält neue Inputs für das Problem oder kann sich auch mal über die mühsame Kundschaft auslassen. Das stärkt den Zusammenhalt und fördert die Kultur. Zwei unschlagbare Aspekte, die gerade in Zeiten von Homeoffice immer schwieriger unterhalten werden können.

Ausserdem zeigt ein Gratiskaffee die Wertschätzung von Seiten der Arbeitgeberin: Ihr als Mitarbeitende seid es mir wert, eure Kaffeepause zu unterstützen. Ein Gratiskaffee stellt einen Motivationsschub dar, den alle Mitarbeitenden schätzen. Wer dafür Geld verlangt oder bestehende Preise erhöht, zerstört die Motivation und schneidet sich damit ins eigene Fleisch.

Kaffee ist somit die billigste Motivationsspritze, die sich ein Arbeitgeber vorstellen kann. Der daraus resultierende Antrieb sowie der Einfluss auf die Firmenergebnisse sind garantiert mehr wert als die paar Kaffeebohnen, die sie kosten.

Tina Fischer
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