Die Zeiten, in denen es schick war, auf Partys als «CEO von» oder «Senior-Partner bei» vorgestellt zu werden, sind vorbei. Weil die nächste Generation überhaupt nicht mehr in der Kategorie von Jobtiteln denkt. Corona ist dabei bloss Verstärker, nicht Auslöser.

Die Schönheit der (Jobtitel-)Oberfläche ist langweilig geworden. Wir suchen wieder nach dem Zauber, der sich nicht im perfekten Bild oder im lückenlosen Lebenslauf findet. Die neue Generation ist damit aufgewachsen, dass Individualität und eine klare Haltung den Unterschied ausmachen.

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Das wird verstärkt dadurch, dass man auf Social Media etwas zeigen möchte, das unverwechselbar ist. Und was gibt es Besseres dafür als den eigenen Charakter? Fragen Sie einen jungen Entrepreneur – er sollte unter 35 Jahre alt sein –, was für ihn Erfolg ausmacht. Sie werden Worte wie «Unabhängigkeit», «Mehrwert stiften» oder «Teilzeitpensum» hören.

Aufwachsen in einer dezentralen Welt

Was Sie sicher nicht hören werden, ist «Senator-Status bei der Swiss» oder «reservierter Parkplatz für den Audi». Diese Generation hat kein Benzin mehr im Blut. Das Aufwachsen in den 2000er und 2010er Jahren hat sie anders geprägt. Ihre Welt ist dezentral.

Uneingeschränkter Zugang und maximale Verbundenheit über Internet und Smartphone sowie keinerlei geografische Grenzen eröffneten unglaubliche Möglichkeiten. Gleichzeitig sind diese Jungen auch Entwurzelte, denen die bekannten Orientierungspunkte fehlen. Radikaler Fokus auf das, was einem persönlich wichtig ist: Das ist ihre Lösung, um im Meer der Möglichkeiten nicht zu ertrinken.

Wir sind aus dem klassischen Luxusverständnis herausgewachsen, Statussymbole definieren sich neu. Nicht den Michelin-Sternen folgen, sondern die Restaurants kennen, die man selber gut findet. Der neue Luxus findet sich im Ausdruck der Individualität wieder, die sich durch Kennerschaft, Echtheit und Tiefgang auszeichnet.

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Diese abweichende Prägung hat selbstredend Einfluss auf die bestehende Kultur und den Führungsstil in Unternehmen. Die Tage, in denen man im Lebenslauf unter dem Punkt «Hobbys» noch «Lesen und Sport» geschrieben hat, sind gezählt.

Mitarbeiter und Kunde zugleich

Die junge Generation hat tiefgründige Interessen, denen sie viel Aufmerksamkeit widmet. Sie sind es wert, beim Bewerbungsgespräch genauer betrachtet zu werden, denn sie könnten im Unternehmen wertstiftend eingesetzt werden. Wenn wir sie denn kennen.

Die nächste Generation ist nicht nur als Mitarbeiter zu verstehen, sondern auch als Kunde. Sie kann sich in die Bedürfnisse der jungen Zielgruppen einfühlen. Eine Wissensvermittlung vom Senior an den Junior funktioniert nicht mehr. Es geht heute im Berufsleben um die Verbindung von Wissen und Gefühl.

Der Junior versteht die neuen Kunden intuitiv besser, womit er zum Übersetzer für den Senior werden kann. Diese Zusammenarbeit fordert jedoch eine Abkehr von einem übertriebenen Chef-Ego. Man muss auch hinhören wollen.

Corona zeigt, dass wir uns, um in die Zukunft zu blicken, nicht auf die Vergangenheit verlassen können. Die eigene Haltung ist das, was erfolgreiche Unternehmer zukünftig auszeichnet. Und das ist genau das, was sie von der nachrückenden Generation lernen können.

Tanja Schug ist Gründerin von Zero Senses.

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