Die Aktien rasseln in den Keller, Massenentlassungen gehören zur Tagesordnung. Wer denkt, dass das die Angestellten von Amazon aus der Ruhe bringt, irrt. Etwas völlig anderes lässt sie lautstark reklamieren: dass sie drei Tage zurück ins Büro müssen. «Drei Tage vor Ort? Gehts noch?», fragte sich manch eine Angestellte des US-Riesen. Noch weiter gehen JP Morgan oder Goldman Sachs, die einen Teil der Mitarbeitenden zu 100 Prozent wieder ins Büro beordern.

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Was in den USA passiert, färbt zumeist etwas später auf Europa und die Schweiz ab. Müssen wir also bald wieder jeden Tag ins Büro? Wer jüngst die Medien las, sah sich zu diesem Gedanken verleitet: Novartis-Unboss Nas Varasimhan zog beispielsweise sein Versprechen zurück. Er gab sich nach der Pandemie liberal und erlaubte Homeoffice zu 100 Prozent. Jetzt aber krebste er zurück, seit April schreibt Novartis wieder eine gewisse Anzahl Präsenztage im Büro vor.

Kein Homeoffice ist keine Lösung

Das klingt auf den ersten Blick schlimm, als ob er den Angestellten in den Rücken fällt. Aber eben nur auf den ersten, denn: Drei Tage sind nach wie vor eine Kompromisslösung im Vergleich dazu, wie wir vor der Pandemie gearbeitet haben. Die Zeiten, als wir täglich zum Büro pendelten, scheinen aber komplett vergessen.

Viele fordern heute nach einem Homeoffice-Tag zwei, wer zwei hat, möchte lieber drei – oder gleich die ganze Woche. Dabei ist das Erlauben von Homeoffice kein Freipass, um ständig von überall arbeiten zu können. Das mag für einzelne Firmen funktionieren, aber eben nicht für alle, wie das Beispiel Novartis zeigt. Die Firma zeigte auf, dass die Innovation unter Homeoffice litt.

Klar definierte Office- und Homeoffice-Tage

Der jüngste Work Trend Index von Microsoft unterstützt diese Sicht. Eine zunehmende Anzahl Meetings, ankommende E-Mails oder lange Chatverläufe halten uns vom Arbeiten ab. Sie schaden der Innovation sowie Kreativität. 100 Prozent Homeoffice ist also nicht die Lösung. 100 Prozent Office ist es aber heute auch nicht mehr.

Entsprechend gilt eine Lösung dazwischen, am besten mit «Office-Tagen»: An bestimmten Tagen pro Woche kommen alle ins Büro. Diese Tage stehen im Zeichen der Kreativität und Gesellschaft. Jede und jeder weiss: An diesem Tag wird zusammengesessen und in Meetings diskutiert – fokussiertes Arbeiten rückt in den Hintergrund, dafür erhalte ich aber im Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen neue Inputs und Ideen. Beim gemeinsamen Kaffee wird gelacht, der Faden vom Meeting weitergesponnen. Am Folgetag kann im Homeoffice die Idee in aller Ruhe weiterverfolgt und fokussiert überarbeitet werden.

Das ist keine Rocket Science und für fast alle Unternehmen umsetzbar. Die meisten Schweizer Firmen verfolgen denn auch bereits eine solche Homeoffice-Regelung. Für einmal schwappt also ein Trend aus Amerika nicht über den Teich zu uns, sondern umgekehrt von Europa in die USA.

Tina Fischer
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