Der Bereich der professionellen Personalvermittlung erlebte im Jahr 2020 einen Dämpfer. Die Pandemie schlug mit voller Wucht zu, die Leute warteten in der Sicherheit des aktuellen Arbeitgebers ab, bevor sie sich nach einer neuen Stelle umsahen. Die Anzahl vermittelter Personen brach um einen Drittel ein.

Seither steigt die Zahl der Arbeitsvermittlungen wieder jedes Jahr an. Im Jahr 2022 erreichte sie fast das Vorpandemieniveau.

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Das Ergebnis für das Jahr 2023 steht zwar noch aus, doch der Trend scheint ungebrochen. Den Grund dafür nennen diverse Studien: Fast 50 Prozent der Angestellten befinden sich zumindest passiv auf Stellensuche.

Potenzial der Wechselwilligen

Der Pool möglicher Wechselwilliger ist also grösser denn je, und trotz grosser Aufruhr rund um Massenentlassungen befindet sich der Fachkräftemangel nach wie vor auf einem Allzeithoch. Das Potenzial für Personalvermittlungen ist riesig.

Doch auch wenn Leute wechselwillig sind, den Schritt zum effektiven Wechsel wagen nicht alle. «Es besteht noch immer ein grosser Engpass am Markt», erzählt Brigitte Burkhard, Inhaberin der Personalvermittlung Art of Work. Deshalb ist ihr Pool an Kandidatinnen und Kandidaten ein wichtiges Asset.

Je grösser dieser ist, desto breiter die Auswahl, die sie suchenden Firmen unterbreiten kann. «Der Pool an Talenten macht es einfacher und vor allem schneller, Firmen die passende Persönlichkeit vorzuschlagen, als wenn sie direkt suchen müssten», so Burkhard. 

Nur: «Die Kunden wünschen stets den perfekten Kandidaten. Sie legen grossen Wert darauf, dass jemand genau das gemacht hat, was gesucht wird.» Die passende Ausbildung, die gewünschte Anzahl Berufsjahre, adäquate Vertiefungen, Branchenkenntnisse und Führungserfahrung – die eierlegende Wollmilchsau sozusagen.

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Dieses Ausformulieren von Wunschkriterien, vor allem aber das Festhalten daran beim Rekrutierungsprozess ist als «Zero Gap» bekannt. Es soll keine Lücke zwischen der Idealbesetzung und der Kandidatin bestehen. Die Unternehmen halten an Fachexperten mit linear verlaufender Karriere fest, Generalistinnen mit einem Potpourri an Erfahrungen haben weniger Chancen auf eine Anstellung.

Mit dieser Einstellung stehen sich Firmen laut Brigitte Burkhard oft selbst im Weg. Erstens verkleinert dies das Angebot markant, zweitens ist es auch für die Arbeitnehmerin nicht herausfordernd, wenn sie das Gleiche macht wie zuvor, und drittens bringt ein Talent mit Potenzial neue Inputs und Erfahrungen ein.

Dafür muss das Unternehmen aber in die Person investieren: «Wer keine Perlen findet, muss Austern züchten», umschreibt es Brigitte Burkhard metaphorisch.

«Die Firmen müssen offener sein für Potenzial und über den Tellerrand schauen.» Dabei führt sie an, dass zurzeit bei vielen Firmen künstliche Intelligenz Einzug in den Rekrutierungsprozess hält. Diese scannt innert Sekunden einen Lebenslauf und filtert die vermeintlich passenden Profile heraus.

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Wenn die Daten ungenau, unvollständig oder nicht korrekt zugeordnet werden können, erfolgt eine Absage. Der Kritikpunkt von Burkhard, der gleichzeitig auch die Chance für Personalvermittlungen ist: «Wir prüfen jedes Dossier persönlich und erfassen mehr Zusammenhänge», erklärt sie.

«Wir beurteilen Bewerberinnen und Bewerber nach ihrer fachlichen Qualifikation und nicht danach, ob sie ihre Unterlagen maschinell einwandfrei auswertbar erstellen können. Schliesslich suchen auch unsere Kunden Fachleute, die etwas von Buchhaltung, Marketing oder der Programmierung verstehen – und nicht vom Bewerben.»

Branchen für Professional Search

Dabei nimmt sie aber nicht nur die Firmen in die Pflicht. Ihre Tipps an Stellensuchende und Wechselwillige: «Wer bei einem Stellenwechsel einen neuen oder erweiterten Aufgabenbereich sucht, braucht einen langen Atem und muss aktiv sein. Gute Leute sind immer rar – aber man muss sich zeigen», so Burkhard.

«‹Motivationsschreiben› mag altbacken klingen, aber hier können Sie vermitteln, was Sie mitbringen und welches Ihre Ziele sind. Eine Personalvermittlung kann hier ein wertvolles Bindeglied darstellen.»

Die Aussagen Burkhards gelten für alle Personen und Firmen, unabhängig von der Branche. Ein Trend, in welcher Branche am meisten Stellen vermittelt werden, lässt sich nicht ausmachen. Vom Maschinenbau über die Baubranche bis hin zur Mode- oder Pharmabranche – im Portfolio von Personalvermittlern findet sich von Kleinstfirmen bis zu internationalen Grosskonzernen alles.

Dass das Geschäft lukrativ ist, zeigen Zahlen des Marktforschungsinstituts Statista: Im Jahr 2022 haben Personalvermittler rund 685 Millionen Franken an Umsatz generiert. Als ungefähren Richtwert gibt die Professional-Search-Branche an, dass Firmen pro Vermittlung einen Betrag von 15 bis 25 Prozent des Bruttojahresgehalts der besetzten Stelle budgetieren sollten.

Eine Rechnung, die für alle aufzugehen scheint: Die Firmen finden passende neue Mitarbeitende, Letztere haben Freude an ihrer neuen Arbeit und der Personalvermittler hat seinen Job erfolgreich erledigt.

Tina Fischer
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