Die Botschaft von Zurich Konzernchef Mario Greco war unmissverständlich: Ich habe Digitalisierung verstanden. Voller Stolz meldete der Zurich-Lenker Anfang September die Bestellung eines gewissen Ericson Chan vom chinesischen Versicherer Ping An auf den neu geschaffenen Posten eines «Chief Information and Digital Officer».

Und damit nicht genug: Der bisherige Asien-Chef Jack Howell wurde mit dem wohlklingenden Namen eines «CEO Global Business Platforms» bedacht und soll sich um digitale Dienstleistungen kümmern, und die bisherige US-Chefin Kathleen Savio bekam den blumigen Titel eines «Chief Transformation Officer».

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Für einen CEO, der bei seinem Antritt vor vier Jahren die Konzernleitung für zu aufgebläht hielt und Querschnittsfunktionen aus dem Führungszirkel verbannte, eine interessante Weiterentwicklung – «bahnbrechend» nannte sie Greco dann auch gleich.

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Überraschung steckt im Kleingedruckten

Doch die wahre Überraschung orten Konzernkenner eher im Kleingedruckten. Denn im Zuge des grossen Umbaus verlässt ein Mann den Hauptsitz, der bislang als erster Nachfolgekandidat für den 61-jährigen Greco gegolten hatte: Der Belgier Kristof Terryn, seit 2004 bei Zurich und seit vier Jahren COO, übernimmt die Führung des wichtigen nordamerikanischen Marktes.

Doch eine Wegbeförderung ist es nicht. Terryn arbeitete für McKinsey in Chicago, seine Frau ist Amerikanerin. Dass der 53-Jährige mehr Fronterfahrung sucht, spricht eher für seine Ambition auf Höheres. Er bleibt Grecos Mann für alle Fälle – offenbar lief das Geschäft unter US-Chefin Savio nicht nach Plan. Der Wechsel signalisiert aber auch: Die Gerüchte über den baldigen Abtritt Grecos sind verfrüht.

Bleibt die Frage, ob «Iron Mario» ein Frauenproblem hat: Savio wurde abgesetzt, dazu geht die Lateinamerika-Chefin Claudia Dill so abrupt wie im letzten Jahr Europa-Chefin Amanda Blanc. Immerhin: Dill wird ersetzt durch die Allianz-Frau Laurence Maurice, auch die neue Asien-Chefin ist weiblich. Greco will offenbar beweisen, dass er nicht nur Digitalisierung, sondern auch Diversity kann.

Dirk Schütz
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