Wie haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Gianni Jetzer: Im Alter von 15 haben ich und meine zwei Jahre ältere Schwester in der Nachbarschaft Zettel verteilt und nach Sachen gefragt, die wir auf dem Flohmarkt am Bürkliplatz verkaufen konnten. Es war unglaublich, was da alles zusammengekommen ist. Zum Teil haben uns Händler am frühen Morgen die Stücke regelrecht aus den Händen gerissen.

Was haben Sie mit dem Geld gemacht?
Zusammen mit Freunden eine Reise nach Florenz.

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Was bedeutet Ihnen Geld?
Freiräume zu schaffen.

Legen Sie Geld an?
Nein, ich stecke da keine Energie hinein. Ich achte nur darauf, weniger auszugeben, als ich einnehme.

Sie sparen. Wofür?
Um eben Freiräume zu schaffen, zum Beispiel meine achtjährige Tochter zu betreuen und Zeit mit ihr zu verbringen.

Spenden Sie?
Ja, ich unterstütze immer wieder Projekte, wie ein Kinderheim in Georgien. Freunde hatten das initiiert, nachdem sie dort auf Reisen gewesen und sehr erschrocken waren ob der Armut, in der Kinder dort aufwachsen.

Wofür geben Sie nicht gern Geld aus?
Für Leerläufe wie Bussen, schlechte Ernährung, Plastik.

Gianni Jetzer: zurück in Zürich

Nach Jahren in den USA, ist Gianni Jetzer zurück in der Schweiz. Der auf Gegenwartskunst spezialisierte Jetzer profilierte sich als junger Direktor der Kunsthalle St. Gallen und als Direktor des Swiss Institute in New York. Seit 2013 arbeitet Gianni Jetzer als freier Kurator. Nun kuratiert er die Ausstellung «Love in the Times of», die vom 4. bis 20. Juni im Zürcher Hotel Europe stattfindet.

Und wofür geben Sie es gern aus?
Ich mag nachhaltige Dinge mit Bestand, zudem für Freunde, Ferien, Reisen.

Ein Statement zum Zirkel «Geld und Kunst»?
Weil so viel Geld im Umlauf ist, hat es immer weniger Gegenwert. Darum werden Parallelwährungen immer wichtiger. Dazu zählen neben Kryptowährungen auch Immobilien und Kunst.

Was geht in Ihnen vor, wenn Christie’s ein Gemälde von Picasso für über 100 Millionen Dollar verkauft?
So was blende ich aus, weil es erstens nicht das ist, was mich interessiert, und zweitens davon ablenkt, worum es in der Kunst geht. Beträge wie diese sind fantasiegesteuert, oft reine Ausmarchungen zwischen neuem und altem Geld. Und die betroffenen Werke vor allem eins: eine Trophäe.

Dies ist ein BILANZ-Artikel

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Iris Kuhn Spogat
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