Mein Beruf bringt es mit sich, dass ich regelmässig auf Elektronikmessen zu Gast bin. Schnell habe ich dabei gelernt, dass die spannendsten Neuheiten selten an den Monumentalständen der grossen Aussteller zu sehen sind. Viel häufiger findet man sie versteckt in einer dunklen Ecke des Messegeländes auf Ständen, die oft nicht breiter sind als ein Schreibtisch. Qelviq ist so ein Fall. Ich entdeckte die Firma vor eineinhalb Jahren an der IFA in Berlin im Untergeschoss einer Nebenhalle. Ihr «Personal Sommelier» verspricht, jeden Wein perfekt temperiert zu servieren. Damals lieferte die belgische Firma noch nicht in die Schweiz. Als das später der Fall war, bestellte ich mir als Weinliebhaber eines der Geräte. Inzwischen benutze ich es seit einem Vierteljahr.

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Marc Kowalsky ist ein Early Digital Immigrant: Seit über 35 Jahren fühlt er den neusten IT-Produkten auf den Zahn.

Das Prinzip ist so simpel wie genial: Man scannt mit der App das Etikett der Flasche, stellt diese in den Qelviq, und der kühlt oder wärmt den guten Tropfen dann auf die Idealtemperatur: 18 Grad etwa für einen Malbec aus Argentinien, 16 Grad für einen Pinot noir aus Kalifornien, 8 Grad für einen Muscat aus dem Elsass. Die Qelviq-Datenbank ist ziemlich umfangreich, wird der Wein jedoch nicht erkannt, kann man das Foto einsenden und erhält die richtige Temperaturempfehlung per Mail. Das dauert meist bis zum nächsten Tag, funktioniert aber recht zuverlässig: Sogar Zürcher Weine kennt der Qelviq-Sommelier aus Fleisch und Blut.

Der Test mit meinem Weinthermometer zeigt, dass die Zieltemperatur präzise erreicht wird. Bis dahin braucht es allerdings seine Zeit: Für ein Grad Temperaturänderung benötigt das Gerät rund zehn Minuten. Gerade bei Weissweinen ist vorkühlen daher ratsam. Immerhin zeigt die App neben der aktuellen Temperatur auch eine Hochrechnung an, wann es so weit sein wird. Im Betrieb ist das Gerät recht laut, setzt man die mitgelieferte durchsichtige Plastikhaube auf (die auch zur Temperaturisolation dient), stört es jedoch nicht mehr. Seltsamerweise ist auch im Stand-by ein leises Geräusch zu hören, weshalb ich das Gerät bei Nichtgebrauch vom Netz trenne. Ein Batteriebetrieb ist leider nicht möglich, im Garten oder auf der Terrasse wirds daher schwer mit der Idealtemperatur. Bauchige Flaschen wie Bocksbeutel oder auch verschiedene Champagnerflaschen passen nicht in das Gerät, für solche Fälle kann eine spezielle Dekantierflasche separat erworben werden.

Was mich aber wahnsinnig macht: Immer mal wieder meldet die App «No bottle detected», auch wenn die Flasche im Gerät steht. Dann muss der Scan-Prozess von vorne beginnen – oder man stellt die Temperatur gleich manuell ein. Und dann ist da noch die Plastiklippe, die auf der Oberseite des Geräts aufgesetzt ist. Sie löst sich leicht, wenn man die Flasche aus dem Behälter nimmt, und muss dann wieder eingesetzt werden. So was brauchts nun wirklich nicht.

Fazit: Eine grossartige Idee, leider schlampig umgesetzt. Der Personal Sommelier hat noch Luft nach oben.

Qelviq Personal Sommelier

Info: eu.qelviq.com

Preis: 468 Franken

Bewertung: ★★★

Crashtest
Quelle: PR

★ Technoschrott ★★ verzichtbar ★★★ nice to have ★★★★ cool ★★★★★ wegweisend