Er scheint von der Last befreit. Leichtfüssig, ja fast schon beschwingt geht Rudolf Obrecht vom Parkplatz am Pfister-Sitz in Suhr hoch ins Sitzungszimmer. Dass sich am Himmel gerade sämtliche Wolken verzogen haben, hat denn auch symbolischen Charakter. Die neue Beteiligungsfirma nimmt Fahrt auf. Er spricht von einem Generationenprojekt. Nach der Übernahme des Ostschweizer Getränkeherstellers Goba im Frühjahr, bekannt für die Marke Flauder, verhandelt Obrecht derzeit mit weiteren Übernahmekandidaten.

Doch vor Kurzem musste der langjährige Pfister-VRP noch durch einen heftigen Sturm. Ihm war bewusst, dass es nicht gut ankommen werde, als er den Plan schmiedete, das traditionelle Möbelhaus Pfister an den österreichischen Giganten XXXLutz zu veräussern.

Als es im Herbst 2019 so weit war, verliess der damalige CEO Matthias Baumann Knall auf Fall das Unternehmener war nicht in die Pläne eingeweiht. Eigentlich galt der vor 140 Jahren gegründete Möbelhändler als unverkäuflich, umso tiefer war der Schock für die 1800 Angestellten, die Kunden und die heimischen Lieferanten. In den Zeitungen hagelte es empörte Leserbriefe und kritische Kommentare. Wieder ein Traditionsunternehmen, das in ausländische Hände fällt.

«Manchmal muss man die Verantwortung für unpopuläre Entscheidungen übernehmen. Und den Gegenwind aushalten», sagt Obrecht heute. «Inzwischen hat sich gezeigt, dass der Verkauf richtig war.» Seit 2011 ging es abwärts, starker Franken und Einkaufstourismus wirkten lähmend, und mit der internationalen Einkaufspower des rasch expandierenden XXXLutz konnte Pfister nicht mithalten, die Anzahl der Angestellten ging stetig zurück.

Das war der Knackpunkt: Denn das Wohl der Mitarbeitenden war neben der Selbstständigkeit der zweite Grundzweck der F.G. Pfister Stiftung, der das Möbelunternehmen gehörte. «Wir haben uns dann schweren Herzens entschieden, dass wir lieber die Arbeitsplätze sichern als die Selbstständigkeit.» Und das gelang laut Obrecht: So habe das Möbelhaus Pfister in den letzten drei Jahren im XXXLutz-Konzern wieder mehrere hundert Arbeitsplätze aufgebaut.

 
Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 
Möbel Pfister

TRADITIONSHAUS Der 1984 verstorbene Patron Fritz Gottlieb Pfister (r.) machte das gleichnamige Möbelhaus gross. Seine Ideologie soll nun nach dem Verkauf an XXXLutz in die neue Beteiligungen AG einfliessen.

Quelle: ZVG