Semira Gonseth Nussle, Chief Medical Officer and Chair of the Board von Genknowme posiert fuer ein Portrait, am Montag, 11. April 2022 in Lausanne.(Michael Buholzer fuer Bilanz)
Quelle: MICHAEL BUHOLZER FUER BILANZ
› Person

Rauchen, trinken, ungesund essen. Wie sich ein solcher Lifestyle auf die Gene niederschlägt, das kann Semira Gonseth Nusslé (40) mit der von ihr entwickelten Methode aufzeigen. Zur Medizin kam die heutige Ärztin am Universitätsspital Lausanne, als sie in ihrer Schulzeit selbst ins Spital musste und ihr dort ein Arzt helfen konnte. «Das wollte ich auch für andere tun.»

So entschied sie sich für ein Medizinstudium in Lausanne. Bald konzentrierte sie sich auf die Epigenetik – die Lehre, wie sich Gene aufgrund der Umwelteinflüsse entwickeln. Nach ihrer Promotion erhielt sie ein Stipendium, um ihre Forschung an der University of California zu vertiefen. Zurück in der Schweiz, gründete sie 2019 mit ihrem Mann das Unternehmen Genknowme.

› Potenzial

Dank den aus Bluttests gewonnenen Daten können Gesundheitsspezialisten zusammen mit ihren Kunden individuelle Pläne für einen gesünderen Lebenswandel erstellen. Aktuell bietet Gonseth Nusslé ihr Angebot in Zusammenarbeit mit vier Kliniken an. An Bord ist etwa die Clinique La Prairie am Genfersee, die ihrer Klientel hilft, in guter Gesundheit zu altern. Nun will die Westschweizerin expandieren und auch in der Deutschschweiz und im Tessin neue Partner gewinnen. Später soll das Angebot auch international erhältlich sein. Künftig will sie zudem die Analyse erweitern. «Wir arbeiten daran, auch eine Aussage über das Alter der Haut machen zu können.» Grosses Potenzial sieht sie letztlich in der Prävention. «Idealerweise können wir etwas dazu beitragen, um Volkskrankheiten zu verhindern und so Gesundheitskosten zu sparen.»

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› Produkt

Mit Hilfe von Bluttests kann Semira Gonseth Nusslé den Menschen aufzeigen, welches Alter ihre Gene haben. Und das deckt sich in den wenigsten Fällen mit dem tatsächlichen Alter. Bei einem ungesunden Lebenswandel altern die Gene rascher, wobei etwa Rauchen nicht bei jeder Person denselben Einfluss hat. «Das Wissen über den Zustand der Gene kann für die Prävention von Krankheiten wichtig sein», sagt sie. Konkret wird eine Blutprobe entnommen, aus den weissen Blutzellen die DNA extrahiert, und dann dank einem komplexen chemischen Verfahren und mit Hilfe von Algorithmen die Daten analysiert. Dabei werden die vier Faktoren Ernährung, körperliche Aktivität, Alkohol- und Tabakkonsum angeschaut. «Wir können dann eine Aussage über die Auswirkung des Lifestyles machen.» So sei es möglich, dass jemand vielleicht nur 10 Zigaretten am Tag rauche, sich diese aber wie 30 auswirkten.

SERIE: Die Schweizer Wissenschaft ist Weltspitze – doch die Macher sind kaum bekannt. BILANZ präsentiert in jeder Ausgabe eine Person, die mit ihren Innovationen die Welt verändert.

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