Zwei Milliarden Dollar Gewinn machte die UBS im zweiten Quartal. Rund die Hälfte hat der Vorzeigebereich der Bank erwirtschaftet, das Global Wealth Management (GWM) unter den Co-Chefs Iqbal Khan und Tom Naratil. Die beiden wollen weiter Schub geben. Wichtiges Element dabei: die forcierte Kreditvergabe an ihre Kunden.

Im zweiten Quartal hat das Kreditwachstum im Wealth Management der UBS im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent angezogen. Auf 228 Milliarden Dollar sind die gewährten Kredite inzwischen angewachsen.

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Netto wurden neue Kredite in Höhe von 7 Milliarden Dollar vergeben, 5 Milliarden davon allein in den USA. Dort lag das Kreditwachstum gar bei 30 Prozent. Die Konkurrenz gibt ebenfalls Vollgas: Bei Goldman Sachs lag das Kreditwachstum mit 43 Prozent sogar noch über der UBS. Man wolle gegenüber den Peers aufholen, ist denn auch ein oft vorgebrachtes Argument in der Sache.

Kredite in den Händen von Bankern seien «wie Bonbons in den Händen von Kindern», hat Markus Granziol, Ex-Investment-Banking-Chef der UBS, schon 2003 wissen lassen. Auch heute mahnt er in Sachen Kredite zu einem vorsichtigen und dosierten Vorgehen.

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Hintergrund der Forcierung seien bei den meisten Banken die schwindenden Margen, die irgendwie kompensiert werden wollen.

Das Geschäft mit den vermögenden Kunden sei bei der UBS aber bisher vor allem kommissionsgetrieben und damit risikoarm gewesen, «jetzt holt man in ein Geschäft, das bisher nicht kapitalintensiv war, ein umfangreiches Bilanz-Risiko rein», gibt er zu bedenken. Das gefährde langfristig auch das Upside, das die Börse den vermeintlich risikoärmeren Vermögensverwaltungsbanken gewährt.

Khan hatte schon bei seinem vorherigen Arbeitgeber Credit Suisse ein aggressives Kreditwachstum gepusht. «Die Kreditrückstellungen der CS lagen 2020 deutlich über jenen der UBS», sagt Andreas Venditti, Analyst bei Vontobel, «gerade in Asien haben sie einen Schuh voll rausgezogen».

Die UBS sei bislang traditionell deutlich vorsichtiger unterwegs gewesen. Die gewährten Kredite belaufen sich heute bei der UBS je nach Region auf rund 5 bis 10 Prozent der investierten Vermögen, andere Banken liegen eher bei 7 bis 10 Prozent, einzelne aber bei bis zu 15 Prozent.

Über 90 Prozent der Kredite sind zudem «Standard Loans». Die meist als Sicherheit hinterlegten Aktien und Immobilienwerte sind oft nur zu 50 Prozent belehnt und zudem breit diversifiziert und damit im Notfall auch leichter einzulösen.

Zukünftig will man aber vermehrt «Non-Standard Loans» anbieten, so ein UBS-Insider. Dort sind die Margen sehr attraktiv, doch die Liquidität im Krisenfall ist schlecht.

Zunächst gilt das Wachstum vor allem in absoluten Zahlen – das Wachstum der Standard Loans erlaube auch eine Ausweitung von Non-Standard-Ausleihungen, so die Haltung der Bank. Doch Insider gehen davon aus, dass die «Non-Standard Loans» zukünftig überproportional zunehmen dürften.

Erik Nolmans
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