Es ist ein ungewöhnlicher Deal, der da Anfang Juli verkündet wurde: Dass der Grosslogistiker Kühne+Nagel an seinem Asien-Zukauf Apex die Zuger Partners Group beteiligt, ist für beide Firmen ein Novum.

Kühne+Nagel integriert ihre zumeist kleinen Zukäufe sonst immer komplett, das Private-Equity-Haus beteiligt sich eigentlich nicht an Tochterfirmen von kotierten Firmen. Schon ortet die Credit Suisse Kapitalknappheit bei dem Logistiker.

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Für den 24,9-Prozent-Anteil an Apex überweist die Partners Group mehr als 400 Millionen Franken in die Kühne+Nagel-Zentrale nach Schindellegi. 62 Prozent der Anteile bleiben dort, 13  Prozent liegen weiterhin bei dem chinesischen Management um Apex-CEO Tony Song.

Spezielle Allianz

Doch Kapitalbeschaffung war kaum die Motivation für den Transportriesen, von dem Präsident Jörg Wolle jüngst in BILANZ sagte: «Besser liefen die Geschäfte nie.» Vielmehr war es eine spezielle Konstellation, die Wolle und Partners-Group Mitgründer Marcel Erni zu dem Geschäft inspirierten.

Dass auch Grossaktionär Klaus-Michael Kühne, wie Partners-Group-Mitgründer Urs Wietlisbach in Schindellegi wohnhaft, die Private-Equity-Granden kennt und schätzt, erleichterte die Abstimmung.

Wolle wollte das Risiko der Milliardenübernahme abfedern, auch aufgrund des konservativen und wenig aqkuisitionsaffinen Naturells von Kühne: Einen Zukauf in dieser Grössenordnung – Apex wurde mit 1,4 Milliarden Franken bewertet – hatte der Patron noch nie getätigt.

Gleichzeitig suchte Wolle nach stärkerem Zugriff auf die Apex-Führung, die ausschliesslich aus Festland-Chinesen besteht und nur über bruchstückhafte Englischkenntnisse verfügt.

Attraktiver Deal

Dass der Deal zudem ausschliesslich per Videokonferenz ausgehandelt wurde, verstärkte das Bedürfnis nach engerer Tuchfühlung noch. Da kam der chinesische Partners-Group-Vormann Sheng Liu ins Spiel.

Wolle traf ihn bei seiner einzigen Asienreise im ersten Halbjahr und war beeindruckt von dessen Kenntnissen des asiatischen Logistikmarkts und den guten Kontakten – auch zu Apex-Chef Song. Liu hatte Apex schon seit mehreren Jahren als mögliches Investitionsziel im Auge.

Finanziell war der Deal für die Partners Group attraktiv. Kühne+Nagel hatte Apex mit dem 15-Fachen des Firmengewinns bewertet, der Wert war durch die Börsenhausse bereits gestiegen. Kühne+Nagel selbst handelt zum 25-Fachen des operativen Gewinns, offerierte Partners Group den Anteil aber zu den eigenen Einstiegskonditionen.

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Der Partners-Group-Mann Sheng Liu tritt zusätzlich zu dem Kühne+Nagel-Vertreter und neuen Präsidenten Yngve Ruud in den Apex-Verwaltungsrat ein, was den Zugriff deutlich verbessert. Motto: Vier Augen sehen mehr als zwei.

Bei gutem Verlauf befeuert die Kombination von Grosslogistiker und Private-Equity-Haus durchaus Fantasie für mehr. Für die Apex-Akquisition hat Wolle dass Ziel bereits klar definiert: «Wir wollen weltweit die Nummer eins in der Luftfracht werden.»