Elastizität ist ein zentrales Konzept in den Wirtschaftswissenschaften. Typischerweise verwendet man diesen Begriff, um auszudrücken, welche Auswirkungen eine Preisänderung auf die Nachfrage nach einem Produkt hat. Eine geringe Elastizität liegt dann vor, wenn auch eine grosse Preisänderung die Nachfrage kaum zu verändern mag – dies ist etwa bei täglichen Bedarfsgütern wie Brot, Milch oder Benzin der Fall. Von einer hohen Elastizität spricht man, wenn die Nachfrage nach einem Produkt bereits bei einem geringen Preisanstieg einbricht.

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Die Elastizität von bestimmten Gütern und Dienstleistungen spielt auch in der Handelspolitik eine grosse Rolle. Um die Auswirkungen protektionistischer Massnahmen abzuschätzen, muss man sich damit auseinandersetzen, wie stark die Nachfrage auf Preisänderungen, die durch Zölle hervorgerufen werden, reagiert.

Wenn sich mexikanische Autos verteuern

Präsident Donald Trump plant zum Beispiel, auf in Mexiko produzierten Autos einen Zolltarif von 20 Prozent zu erheben. Dies würde importierte Fahrzeuge für US-Konsumenten entsprechend verteuern. Falls die Nachfrage in den USA nun elastisch darauf reagiert, würden Amerikaner weniger oder gar keine Autos mehr kaufen, die in Mexiko produziert wurden. Die Importe würden zurückgehen und in der Folge würde sich die Handelsbilanz der USA mit Mexiko verbessern.

Sollte es sich für Amerikaner aber als schwierig erweisen, einen Ersatz für in Mexiko produzierte Autos zu finden – etwa, weil sie keine vergleichbaren Anbieter finden oder weil sie partout ein dort produziertes Auto fahren möchten – würde sich das Importvolumen nicht verändern. In diesem Falle würde sich die Handelsbilanz der USA verschlechtern, da zwar immer noch gleich viele Autos importiert würden, ihr Preis aber um 20 Prozent höher wäre.

Fazit: Je elastischer die Nachfrage, desto eher führen protektionistische Massnahmen zum Ziel und verbessern die Handelsbilanz – sofern sich an den übrigen Rahmenbedingungen nichts ändert.

Die erstaunliche Geschichte der Stahlproduktion

Falls aber protektionistische Massnahmen allein darauf abzielen, bestimmte Branchen und damit verbundene Arbeitsplätze zu schützen, sind die Erfolgschancen ungleich schwieriger einzuschätzen. Nehmen wir als Beispiel die Stahlindustrie: Während der jüngeren Geschichte haben die USA immer wieder versucht, ihre Stahlindustrie vor der weltweiten Konkurrenz zu schützen. 2002 schliesslich führte Präsident Bush einen Zoll von 30 Prozent auf Stahlimporten ein und seit 2016 gilt sogar ein Tarif von 266 Prozent für kaltgewalzte Stahlbleche aus China.

Trotz dieser Massnahmen gingen im US-Stahlsektor zwischen 1980 bis 2015 aber über 350'000 Arbeitsplätze verloren. Statt einer halben Million zählt die Branche heute noch knapp 150'000 Arbeiter. Schuld an diesem massiven Abbau ist jedoch weniger der internationale Handel, sondern vielmehr der technische Wandel. Während die amerikanischen Stahlkocher 1980 für die Produktion einer Tonne Stahl noch zehn Arbeitsstunden aufwenden mussten, sind es heute noch knapp zwei. Allein schon diese Produktivitätssteigerung vermag im Prinzip den Verlust an Arbeitsplätzen zu erklären.

Weil Präsident Bush mit seinen Zöllen den Preis für Stahl in die Höhe getrieben hatte, gingen allein 2002 über 200'000 zusätzliche Jobs bei Unternehmen verloren, die Stahl als Rohstoff nutzten. Auch wenn der Verlust des Arbeitsplatzes für die meisten Betroffenen hart ist, darf nicht vergessen gehen, dass in anderen Bereichen der US-Wirtschaft im selben Zeitraum insgesamt 56 Millionen neue Stellen geschaffen wurden.

Derzeit präsentiert sich der US-amerikanische Stahlmarkt als eine Art Oligopol – vier Unternehmen beherrschen rund 80 Prozent der Produktion – das versucht, sich vor wirtschaftlichen Zyklen zu schützen. Die Bruttomarge beläuft sich auf 14 Prozent, die Nettomarge liegt bei 3 Prozent, beides liegt unter dem metallurgischen Branchendurchschnitt. Effektiv nützen die protektionistischen Massnahmen also nur den vier grossen Firmen, ihren Aktionären und den Politikern, die von der Stahl-Lobby mit Spenden unterstützt werden. Und diesbezüglich steht die Stahl-Lobby gemäss Open Secrets.org an 418. Stelle von 3651 Lobby-Organisationen. Gemessen an den geleisteten Zahlungen liegt sie sogar an 98. von 18'544 erfassten Organisationen.

Die Volkswirtschaft ist ein komplexes Gebilde, in dem Ursache und Wirkung nicht immer im naheliegendsten Zusammenhang stehen.