Sharoo mag international Preise gewinnen, eine Erfolgsgeschichte ist das Unternehmen nicht. Der Grund: Sharoo ist das falsche Produkt im falschen Markt.

Über die Internet-Plattform Sharoo können Private ihre privaten Autos an andere Private vermieten. Dieses sogenannte «Peer-to-peer»-Carsharing erlebte in den USA eine Blütezeit, als die Wirtschaft als Folge der Finanzkrise am Boden lag. Viele schlecht situierte Amerikaner schätzten es, mit dem Ausleihen ihres Wagens unkompliziert etwas dazuzuverdienen – und registrierten ihre Autos bei den Sharoo-Vorbildern.

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Keine Chance im Carsharing-Pionierland

In einem reichen Land wie der Schweiz funktioniert das nicht. Oder eben  – wie Sharoo – eher schlecht als recht.

Erstens ist der Lebensstandard in der Schweiz höher, zweitens betrachten viele Autobesitzer ihren Wagen noch als persönliches Heiligtum, in dem fremde Fötzel nichts zu suchen haben. Drittens schliesslich – und das ist das Entscheidende – ist die Schweiz kein Carsharing-Entwicklungsland; vielmehr wurde die Autoteilet hierzulande erfunden – lange bevor die ganze Welt über die Sharing Econmy zu reden begann.

Sharoo brüstet sich zwar damit, nach nur wenigen Jahren – los ging es 2012 – mit 1400 Autos schon fast halb so viele Fahrzeuge im Angebot zu haben wie Mobility. Bereits 50'000 Leute hätten Sharoo schon genutzt. Relevanter aber ist ein anderer Vergleich: Mobility hat mehr Standorte als Sharoo Autos – und drei mal mehr Kunden.

Migros ist «ernüchtert», Mobility hat Sharoo bereits abgeschrieben

Herbert Bolliger, Noch-Chef der bisherigen Sharoo-Mehrheitsaktionärin Migros, zeigte sich denn auch «ernüchtert» über den ausbleibenden Erfolg. Und Patrick Marti, Mobility-Chef und damit Sharoo-Minderheitsaktionär, analysierte in der «Handelszeitung», dass Sharoo «eine Strategieschärfung» bräuchte und die Schweiz wohl zu klein sei für die «Skalierung, von der Sharoo lebt». Mobility hat den Wert ihrer Beteiligung längst auf null abgeschrieben.

Doch selbst wenn der neue Mehrheitsaktionär Amag es wagen würde, mit Sharoo ins Ausland zu gehen – es wäre Neuland für den Autoimporteur, der ausserhalb der Schweiz nur in Liechtenstein aktiv ist – steht das Geschäftsmodell von Sharoo auf tönernen Füssen. Da hilft auch das Anpreisen als «Airbnb für Autos» wenig.

Der grosse Nachteil von Sharoo

Tönern ist die Geschäftsbasis deshalb, weil es in weiten Teilen der Welt bereit etablierte, beqeumere und flexiblere Formen des Carsharings gibt. Denn wie Mobility hat Sharoo den Nachteil, dass das geliehene Auto wieder dorthin zurück gestellt werden muss, wo es abgeholt worden ist. Beim «Free-floating» hingegen kann man das Auto nach der Fahrt irgendwo wieder parkieren – ein grosser Vorteil. Und «Free-floating» gibt es fast überall wo es Carsharing gibt.

In der Schweiz bietet die Firma Catch-a-Car solches "Free-floating». An Bord sind Mobility, die Allianz – und Amag. Angeboten wird es bislang in Basel und Genf. Die Prognose sei gewagt: Gelingt es Catch-a-Car, auch in anderen Städten Fuss zu fassen, kann Sharoo endgültig  einpacken.

Marcel Speiser Handelszeitung
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