Einer der am schwierigsten zugänglichen Aktienmärkte hat sich für internationale Investoren etwas geöffnet. Nachdem die Finanz-Sanktionen gegen den Iran gelockert wurden, haben Ausländer Zugang zur Börse in Teheran, an der fast so viele Unternehmen gelistet sind wie in Istanbul. In sechs bis acht Monaten könnten die Zuflüsse bis zu eine Milliarde Dollar betragen, erwartet Reza Soltanzadeh, Gründungs-Partner bei ACL Assets Management, einer Investmentfirma, die sich auf den Iran konzentriert.

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Worum geht es eigentlich?

Mit einer Marktkapitalisierung von etwa 90 Milliarden Dollar ist der Aktienmarkt des Iran der fünftgrösste im Nahen Osten. Nachdem die Sanktionen gelockert wurden, kann das Land mit Saudi-Arabien um Investoren konkurrieren, das vor sieben Monaten den Direktbesitz von Aktien für ausländische Investoren gestattet hat.

Zwar war es auch bislang legal für viele ausländische Investoren, an der Börse Teheran zu investieren, durch die Finanz-Sanktionen gegen das Bankensystem war es jedoch so gut wie unmöglich, Geld in das Land und wieder heraus zu überweisen. Die Mehrzahl dieser Sanktionen wurde vor dem Hintergrund des Atomabkommens mit dem Iran mittlerweile aufgehoben, sodass sich die Banken des Landes wieder dem Swift-System für internationale Finanz-Transaktionen anschließen können.

Auch wenn es Europäern nicht verboten war, Aktien zu kaufen, war ein Investment in bestimmte Branchen, wie beispielsweise dem Energiebereich, unmöglich.

Wer kann und wird investieren?

Zwar wurde viel darüber gesprochen, dass die Sanktionen aufgehoben wurden, viele Verbote mit US-Hintergrund bleiben jedoch bestehen. So ist für amerikanische Bürger und Unternehmen der Handel mit dem Iran grösstenteils verboten. Und die meisten in Dollar denominierten Transaktionen können nicht über das US- System abgewickelt werden, wodurch es wahrscheinlich nicht zu grösseren Dollar-Deals kommen wird.

Doch über die vergangenen zwölf Monate wurden für Dutzende Europäer und in Europa lebende Amerikaner Investoren-Touren in den Iran organisiert, damit sie sich einen Überblick verschaffen und grosse börsennotierte Unternehmen besuchen können. Viele haben sich die notwendigen Investmentcodes und Lizenzen für den Börsenhandel besorgt, um auf die Aufhebung der Sanktionen vorbereitet zu sein.

«Zunächst werden die mutigeren Family Offices und Fondsmanager in den ersten sechs bis acht Monaten einsteigen», sagt Soltanzadeh. Das seien Firmen «die dies schon häufig an gefährlicheren Orten weltweit getan haben und Risiken verstehen».

Wie bekommt ein internationaler Investor Zugang?

Es bestehen zwei Möglichkeiten, Zugang zu iranischen Aktien zu erhalten: Direkt investieren oder über ansässige Fonds vorzugehen, sagt Parham Gohari, Co-Gründer von Frontier Partners, einem Berater von multinationalen Konzernen, die im Iran tätig sein wollen.

Wer direkt investieren will, benötigt einen in Teheran ansässigen Broker dafür, eine Handelslizenz und Auslandsanlagecodes der iranischen Wertpapieraufsicht. Die Codes werden benötigt, um im Iran Wertpapiere zu kaufen und zu verkaufen.

Die zweite Möglichkeit besteht darin, sich eines iranischen Fonds zu bedienen. Mehrere Firmen haben Investmentfonds für den Iran im Vorfeld der Aufhebung der Sanktionen vorbereitet. Ein börsennotierter Indexfonds für Ausländer existiert bereitsund ein kleiner Fonds, der sich auf Unternehmen konzentriert, die von den Sanktionen nicht betroffen sind, startete im Dezember.

Können Ausländer Aktien aller Unternehmen kaufen?

Nein. Etwa 200 Unternehmen und Personen sind weiterhin von Sanktionen betroffen, einige von ihnen haben Verbindung zu gelisteten Unternehmen. Dies gilt auch für Firmen, die im Besitz bestimmter Institutionen sind wie der Iranischen Revolutionsgarde.

Der Londoner Hedgefonds Sturgeon Capital hat eigenen Angaben zufolge etwa 50 Unternehmen identifiziert, die direkt von den Sanktionen nicht betroffen sind und auch keine Verbindungen zu Gesellschaften haben, die von Sanktionen betroffen sind oder waren. Das entspricht etwa zehn Prozent der an der Börse Teheran gehandelten Unternehmen.

Am Sonntag hatte zudem das US-Finanzministerium Sanktionen gegen elf Unternehmen und Personen wegen ihrer Verbindung zum iranischen Raketenprogramm verhängt.

Werden wir einen grossen Ansturm erleben?

Das ist nicht wahrscheinlich. Die verbleibenden Sanktionen stellen einen Alptraum für die Compliance-Abteilungen grosser Institutionen dar, selbst wenn diese nicht in den USA ansässig sind.

Eine weitere Schwierigkeit stellt der Standard der Finanzberichterstattung und der Regulierung an einem Markt dar, der seit Jahrzehnten von internationalen Investoren abgeschottet war.

Und schliesslich besteht auch immer die Möglichkeit, dass die Vereinbarungen scheitern und die Sanktionen wieder eingeführt werden. Das würde eine potenzielle Falle für Investoren darstellen, deren Geld dann in dem Land gefangen wäre.

Was sind die Rahmenbedingungen?

Der TEDPIX Index mit seinen mehr als 300 Mitgliedern kam Ende Dezember auf ein mittleres Kurs-Gewinn-Verhältnis von 5,7, zeigen die jüngsten erhältlichen Daten. Zum Vergleich: Aktien in Schwellenländern kommen MSCIzufolge im Schnitt auf ein KGV von 2,2.

Der Benchmark-Index büsste im vergangenen Jahr elf Prozent ein, nach einem Verlust von 21 Prozent in 2014 - das war der erste Jahresverlust seit 2008. Das durchschnittliche monatliche Handelsvolumen belief sich 2015 auf 902 Millionen Dollar.

Handel findet von Samstag bis Mittwoch täglich von 9 Uhr bis 12.30 Uhr statt. Die Kurse können auf der Websiteder Börse Teheran eingesehen werden.

(bloomberg/ccr)