Bargeld ist in der Schweiz Trumpf. Nach knapp zwei Jahren ist der Franken in Form von Noten und Münzen wieder das meistgenutzte Zahlungsmittel – vor den Debitkarten. Rund jede dritte Zahlung in der Schweiz erfolgt in bar, wie aus dem aktuellen Swiss Payment Monitor hervorgeht, den die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) mit der Universität St. Gallen zum sechsten Mal erstellt hat. 

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Damit ist der durch die Coronapandemie beschleunigte Abwärtstrend der Bargeldnutzung in der Schweiz zumindest vorübergehend gestoppt. Dennoch schwindet in Europa seit Jahren die Liebe zum Bargeld als Zahlungsmittel. Bezahlen ohne Nötli und Münzen gewinnt für Konsumenten im Euroraum nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) zunehmend an Bedeutung. Was aber bleibt: Die meisten Menschen halten Bargeld dennoch für wichtig.

Das gilt auch für die Schweiz. Lediglich 7,9 Prozent der total 1450 Personen, die für den Swiss Payment Monitor Ende 2022 befragt wurden, würden eine komplette Abschaffung von Bargeld klar begrüssen. Hingegen sind über 40 Prozent im ausgeprägten Masse für den Erhalt von Geld in physischer Form. 

Beide Extrempositionen haben im Vergleich zur letzten Erhebung zugenommen, wobei die Gruppe der klaren Bargeld-Befürworter stärker angewachsen ist. Dieser Trend zeige, dass das Thema Bargeld polarisiere und die meisten Befragten dazu eine klare Meinung haben, heisst es dazu im Swiss Payment Monitor. 

Angst für Energiekrise löst Bargeld-Anhäufung aus

Aus der Studie geht zudem hervor, dass die aktuell unsichere Weltlage bei einem kleinen Teil der Bevölkerung einen Drang zu erhöhtem Bargeld-Horten ausgelöst hat. So sind die Beträge, die eine Person in der Schweiz durchschnittlich im Portemonnaie mit sich führt und zu Hause aufbewahrt, stark angestiegen. Das erhöhte den Durchschnittswert an Bargeld im Geldbeutel von 80 auf über 100 Franken und jener für die Nötli in den eigenen vier Wänden von 600 auf mehr als 800 Franken.  

 «Eine mögliche Erklärung für dieses Verhalten liegt in der für diesen Winter befürchteten Energiekrise, für die sich ein Teil der Bevölkerung eventuell mit höheren Bargeldreserven wappnen wollte», vermutet Studienleiter Marcel Stadelmann von der ZHAW. In seiner Broschüre «Kluger Rat – Notvorrat» empfiehlt das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung eine «minimale Bargeldreserve in kleinen Scheinen» als Vorsorge für einen möglichen Stromunterbruch.

Mehrheit zeigt unverändertes Verhalten

Auffallend ist, dass trotz der gestiegenen Durchschnittswerte die Mediane stabil geblieben sind. Der mediane Bargeldbetrag im Portemonnaie liegt bei 50 Franken, der zu Hause aufbewahrte Wert in der Mitte bei 200 Franken. Dieser Befund – angewendet auf die Gesamtbevölkerung der Schweiz – bedeutet folgendes: Die Mehrheit hat ihr Verhalten nicht geändert. Dafür hat ein kleinerer Teil seine gehaltenen Bargeldbeträge deutlich erhöht. 

Es sind laut der jüngsten Erhebung vor allem die älteren Semester ab 60 Jahren, die auf Bargeld setzen. Diese Alterskohorte bezahlt am häufigsten in bar und ist zudem am kritischsten eingestellt gegenüber der Abschaffung von Bargeld. Auch nach anderen demografischen Merkmalen unterscheidet sich die Bargeldnutzung. Je tiefer die Bildung und das Einkommen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass physisch mit Nötli oder Münzen bezahlt wird.

Eine Annahmepflicht für Bargeld existiert in der Schweiz nicht. Der Bundesrat hat einer solchen Vorschrift letzten Dezember eine Abfuhr erteilt. Firmen haben also weiterhin die freie Wahl, welche Art von Zahlungsmittel sie akzeptieren wollen. Der Bundesrat hielt in seinem Bericht jedoch fest, dass ein «weitgehendes Verschwinden» von Bargeld vermieden werden müsse, solange es keine gleichwertige bargeldlose Alternative gebe. Aktuell gibt es rund ums Thema Bargeld zwei Initiativen. Für das Volksbegehren «Ja zu einer unabhängigen, freien Schweizer Währung mit Münzen oder Banknoten (Bargeld ist Freiheit)» sind Anfang Monat genügend Unterschriften zusammengekommen. Eine zweite Initiative will die Annahme von Bargeld sogar vorschreiben.

Michael Hotz
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