Und dann fiel sie doch endlich, die magische 10'000er Marke des SMI. Das letzte Mal standen wir Mitte 2007 kurz davor, also direkt vor der Finanzkrise – hoffentlich kein schlechtes Omen.

Das Erstaunliche daran: das Ausbleiben jeglicher Euphorie. Keine Grosstante fragt nach Anlagetipps, kein Taxifahrer schwärmt vom letzten Investment. Man könnte auch sagen: Es läuft gerade die grösste Angst-Rallye des Jahrzehnts. Der Franken ist auf 1,11 Euro abgerutscht, die Nationalbank droht sogar mit einer Verschärfung des Negativzinses, der Goldpreis ist auf Fünf-Jahreshoch – und die Börse marschiert.

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Sucker rallye on steroids? 

Selbst die so häufig bemühte Erklärung, die Börse preise Zukunftserwartungen ein, stimmt nicht mehr: Die Konjunkturaussichten werden derzeit reihenweise nach unten korrigiert, in der Schweiz wie in der EU, und für die USA stellt die Bank of America nach der Befragung von 179 professionellen Portfolio-Managern nüchtern fest: «Die Investoren sind so pessimistisch wie zuletzt während der Finanzkrise.» Warum geht dann alles weiter nach oben – Sucker rallye on steroids?
 
Nun, die meisten Börsenstrategen prognostizierten ein miserables Jahr und haben deshalb die Rallye verpasst – jetzt schützen sie sich mit weiteren Negativprognosen. Wie immer gilt eben in Börsenfragen: Die Affen treffen beim Dartspielen häufiger ins Schwarze.

Ja, viel spricht für einen Abschwung. Aber ist da nicht auch ein wilder US-Präsident, der eine starke Börse zur Wiederwahl braucht? Und dann gibt es da auch noch Mega-Bullen wie Burkhard Varnholt, allseits bekannter Anlagestratege, heute bei der CS: Er prophezeite vor vier Jahren einen SMI-Stand von 20'000 für 2020. Es gilt wie immer: Für jede These findet sich ein Experte. Jetzt einsteigen? Heiss. Aber aussteigen: Bloss nicht.

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Dirk Schütz
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