Öko ist in. Nicht nur in Supermärkten sind immer mehr Lebensmittel mit dem Prädikat «Bio» zu finden, auch an der Börse blüht das Geschäft mit «Green Bonds». Anleger reissen sich um die Papiere, mit denen Umwelt- und Klimaprojekte finanziert werden sollen. Als erster Euro-Staat brachte Frankreich im Januar eine Öko-Anleihe auf den Markt und auch Starinvestor Warren Buffett mischt mit. Noch bleibt es ein Nischenmarkt. Aber Experten sagen voraus, dass das Emissionsvolumen dieses Jahr einen neuen Rekord markiert - selbst mit einem US-Präsidenten an der Macht, der den Klimawandel als «Schwindel» bezeichnet.

«Mit dem Schwung aus dem Klimaabkommen von Paris und einer steigenden Nachfrage von Investoren wird der Markt für Green Bonds 2017 einen neuen Meilenstein erreichen», schreiben die Moody's-Experten in einer Studie. Spätestens seit der Einigung der Weltgemeinschaft im Dezember 2015 in Paris, den Kampf gegen den Klimawandel aufzunehmen, gehören Investitionen in nachhaltige Projekte zum guten Ton. «Anleger haben ein steigendes Bewusstsein dafür, was mit ihrem Geld passiert und Unternehmen können mit grünen Anleihen zeigen, dass sie ökologisch unterwegs sind», sagt Ulf Moslener, Professor für nachhaltige Energiefinanzierung an der Frankfurt School of Finance and Management.

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Klein, aber oho

Das Emissionsvolumen von grünen Bonds wird sich 2017 Moody's zufolge auf gut 200 Milliarden Dollar mehr als verdoppeln. Seit 2011 hat die noch junge Anleihesparte im Schnitt jährlich rund 150 Prozent zugelegt und eilt von einem Rekord zum nächsten. Der Weltmarkt-Anteil ist dennoch vergleichsweise klein: Laut Moody's entfiel 2016 gerade einmal 1,4 Prozent des Emissionsvolumens auf Green Bonds.

Dass mit einem bedeutenden Staat wie Frankreich nun ein weiterer Emittent hinzugekommen ist, bringe neuen Schwung in den Markt, betont Analyst Nicholas Pfaff vom Investmentverband ICMA. «Green Bonds sind auf gutem Weg, ein neuer Trend zu werden.» Auch Buffett sprang vor kurzem auf den Zug auf und emittierte erstmals eine grüne Anleihe, mit der zwei Windparks im Bundessstaat Iowa finanziert werden sollen.

Solche Angebote stossen bei Investoren auf riesige Nachfrage: Das 2039 fällig werdende Papier aus Frankreich, mit dessen Einnahmen energieeffiziente Immobilien und CO2-arme Transportmittel gebaut werden, war nach Angaben von Banken mehrfach überzeichnet und kam schliesslich mit einem Volumen von sieben Milliarden Euro - die mit Abstand grösste Emission in dem Sektor. «Es gibt immer mehr Anleger, die explizit in Green Bonds investieren wollen. Sie haben das Problem, dass es zu wenig unterschiedliche Anbieter gibt», sagt die Leiterin Investmentstrategien bei der KfW Bank, Doris Kramer.

Öko-Label bedeutet viel Aufwand

Bislang sind es vor allem Förderinstitute wie die KfW und die Europäische Investitionsbank (EIB) sowie private Unternehmen, die über solche Anleihen Öko-Projekte finanzieren. Die KfW hat gut neun Milliarden Euro an Green Bonds ausstehen, bei der EIB sind es etwa 15 Milliarden Euro. Gross im Geschäft sind auch chinesische Banken und der französische Energiekonzern EdF.

Polen, das kein Mitglied der Euro-Zone ist, legte 2016 als weltweit erster Staat eine Öko-Anleihe auf. Als heisse Kandidaten für vergleichbare Emissionen werden auch Schweden, Japan und afrikanische Länder gehandelt. Auf grüne Bundesanleihen müssen Anleger dagegen wohl noch länger warten, sagt Anleihe-Spezialist Dirk Gojny von der deutschen Nationalbank. «Der Bund ist sehr traditionell und konservativ veranlagt, was die Refinanzierung angeht.«

Für Staaten ist es nach Meinung von Fachleuten viel schwerer als für Firmen, den Anleihen die Auszeichnung «grün» zu verleihen. Bei den Papieren muss genau nachgewiesen werden, wie viel Geld für welches Projekt ausgegeben wurde. Ministerien sind eingebunden, zudem müssen oft erst haushaltsrechtliche Hürden genommen werden. Dieser Mehraufwand wird am Markt bislang nicht honoriert. «Noch sind Anleger nicht bereit, für Geldanlagen in ökologische Projekte Einbussen bei der Rendite in Kauf zu nehmen», betont Hochschul-Professor Moslener.

Wird Trump zum Spielverderber?

Der neue US-Präsident Donald Trump könnte Anlegern allerdings ein bisschen die Suppe versalzen, wenn sich die USA wie angekündigt aus dem Pariser Klimaabkommen zurückziehen und stattdessen lieber die Öl- und Gasindustrie fördern. «Trumps Politik wird sicher kein Show-Stopper werden, aber Anbieter und Sparer werden künftig vielleicht länger abwägen, bevor sie aktiv werden», sagt Abteilungsleiter Christopher Flensborg von der schwedischen Bank SEB.

Professor Moslener ist zuversichtlicher: «Der Markt für nachhaltige Anlagen hat sich in den vergangenen Jahren gut etabliert. Diesen Trend wird ein Herr Trump nicht grossartig umdrehen können.»

(reuters/ccr)