Die Inflation ist in den vergangenen Wochen auf Werte gestiegen, wie sie zuletzt in den frühen 1980ern beobachtet wurden. Dadurch werden Verbraucher dazu gezwungen, ihre Ausgaben zu überdenken. Laut UBS Asset Management, dem grössten Vermögensverwalter weltweit mit Anlagen im Wert von 2,6 Billionen Dollar (2,55 Billionen Franken), bedeuten hohe Inflationszahlen auch, dass Anleger ihre Investment-Strategien neu bewerten müssen.

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In ihrer Telefonkonferenz zum Halbjahresausblick verwiesen die in New York ansässigen Barry Gill, Head of Investments, und Evan Brown, Head of Macro Asset Allocation Strategy, auf eine grundlegend veränderte Anlagelandschaft angesichts der anhaltend hohen Inflation. Die Vorstellung, dass Aktien besser abschneiden als Anleihen und umgekehrt, sei nicht mehr gültig, so das Duo.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten, in denen die Inflation niedrig war, sei das Wirtschaftswachstum der wichtigste Faktor für die Anleger gewesen. Wenn es der Wirtschaft gut ging, waren Aktien die richtige Wahl. Wenn die Wirtschaft nicht so gut lief, ging die Tendenz zu Anleihen.

Erster Tipp: Rohstoffe

Jetzt gilt die Regel nicht mehr. Bei einer Inflationsrate von 3 Prozent und mehr sei der Punkt gekommen, an dem Aktien und Anleihen beginnen, sich im Gleichschritt zu bewegen. Und weil die beiden davon ausgehen, dass die Inflationsrate in nächster Zeit nicht mehr unter diese Marke fallen wird, raten sie dazu, das Portfolio umzubauen.

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Um in einem langfristigen inflationären Umfeld erfolgreich zu sein, raten empfehlen die beiden als erstes, in Rohstoffe zu investieren. Dieser Bereich habe sich in der Vergangenheit in inflationären Zeiten besser entwickelt als andere.

Das liegt daran, dass bei einer gesunden Wirtschaft die Nachfrage nach Dingen wie Öl, Metallen und Lebensmitteln hoch ist, was die Preise in die Höhe treibt. «Sie sind ein Symptom der Inflation – es ist ein allgemeiner Kapazitätsmangel. Wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt, wird sich das auf viele verschiedene Waren und Dienstleistungen, aber auch auf Rohstoffe auswirken», so Brown.

Der Invesco DB Commodity Index Tracking Fund (DBC) beispielsweise bietet ein diversifiziertes Engagement in Rohstoffen.

Zweiter Tipp: Immobilien

Als Zweites empfehlen sie den Bereich Immobilien. Laut Brown hat die UBS in Zeiten der Stagflation – in denen das BIP-Wachstum unter dem Trend und die Inflation über den Zielvorgaben der Zentralbank lag, wie es derzeit der Fall ist – festgestellt, dass Immobilien gut abschneiden.

«Wir haben eine ziemlich gute Datensammlung, die bis in die 70er-Jahre zurückreicht, wenn wir die Renditen in Stagflationszeiten betrachten», so Brown.

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«In diesen Zeiträumen lagen die Renditen für Immobilien bei 5,5 Prozent auf Jahresbasis gegenüber 2,5 Prozent für Aktien und -7 Prozent für Staatsanleihen. Es gibt also eine ziemlich grosse Sammlung, die zeigt, dass Immobilien in diesem Umfeld gut performen.»

Als Beispiel nannten sie den AvalonBay Communities (AVB) Real Estate Investment Trust, der ein Engagement in Apartmentkomplexen in den USA bietet.

Dritter Tipp: Infrastruktur

Als Drittes verwies Brown auf die Infrastruktur und den Rückenwind, der von ihr ausgeht. Zum einen veranlassen die Probleme in der Lieferkette rund um den Globus, die zur Inflation beitragen, die Unternehmen dazu, ihre Lieferketten zu verlagern – so wird das Netz ausgeweitet. Ausserdem kann man zukunftsorientiert in eine umweltfreundliche Infrastruktur investieren.

«Ich denke, wir alle wissen, dass die Infrastruktur im Allgemeinen nur zunehmen wird – das gilt für das Reshoring oder Friendshoring von Lieferketten und wenn wir an mehr private und öffentliche grüne Investitionen denken, die uns zu Netto-Null verhelfen sollen», sagte Brown.

Hierfür nannte er den iShares US Infrastructure ETF (IFRA), der Investoren ein Engagement in infrastrukturnahen Unternehmen ermöglicht.

Vierter Tipp: Ackerland

Abschliessend hob Brown Ackerflächen hervor, die von der überdurchschnittlichen Inflationsentwicklung von Rohstoffen profitieren. Die Lebensmittelpreise sind in weiten Teilen der Welt sprunghaft angestiegen, was zum Teil auf den Krieg in der Ukraine zurückzuführen ist.

«Wir befinden uns in einer sehr schwierigen Situation mit der Inflation der Lebensmittelpreise. Aber das ist die Realität – in Ackerland zu investieren, ist eine natürliche Absicherung dagegen», sagte er. «Höhere Lebensmittelpreise bedeuten höhere Einnahmen und einen höheren Wert von Ackerland.»

Als Investitionseinstieg nannte er hier den Gladstone Land (LAND) Real Estate Investment Trust.