Was bereitet Ihnen Sorgen? Der SPI und US-Aktien bewegen sich nahe ihren Allzeithochs – ebenso wie viele andere Märkte. Trotzdem bleiben aber zahlreiche Befürchtungen bestehen. Hier sind drei wichtige Themen, die Anleger beschäftigen … und ein Blick darauf, wie Sie erkennen können, was andere übersehen.

Die US-Notenbank (Fed) und die Schweizerische Nationalbank (SNB) müssen die Zinsen weiter senken, damit Aktien und die Konjunktur weiter in Schwung bleiben, nicht wahr?

Beginnen wir mit der Fed. Würden weitere Zinssenkungen nach September den USA zugutekommen? Sicher. Senkungen können zu einer steileren Zinsstrukturkurve – die Differenz zwischen kurz- und langfristigen Zinsen – führen und so die Kreditvergabe fördern, wie ich Ihnen im Juni dargelegt hatte. Davon profitieren Handel, BIP und Aktien. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass Europa (einschliesslich der Schweiz) mit Zinssenkungen im Jahr 2025 vor den USA liegt. Die kurzfristigen Zinsen sind gesunken, während die langfristigen Zinsen – die vom Markt bestimmt werden und nicht immer den Massnahmen der Zentralbanken folgen – im Allgemeinen gestiegen sind.

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Das bedeutet jedoch nicht, dass die grösste Volkswirtschaft der Welt dringend weitere Zinssenkungen benötigt. Als sich die Zinsstrukturkurve der USA in diesem Jahr von einer inversen Kurve (d. h. kurzfristige Zinsen übertrafen die langfristigen) verflachte, beschleunigte sich die Kreditvergabe von 2,8 Prozent im Jahresvergleich Ende 2024 auf derzeit 4,7 Prozent. Die US-Wirtschaft kämpft mit Schwierigkeiten. Eine restriktive Kreditvergabe gehört nicht dazu.

Der Gastautor

Ken Fisher ist Gründer und Executive Chairman von Fisher Investments, einer Vermögensverwaltungsfirma mit Niederlassungen weltweit, die über 332 Milliarden Dollar verwaltet. Fisher zählt zu den einflussreichsten (und auch reichsten) Investmentmanagern der USA.

Die SNB? Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels hat sie den starken Franken ignoriert und Negativzinsen vermieden – was sinnvoll ist, da der Einfluss von Währungen auf die Wirtschaft und die Aktienmärkte stark überbewertet wird, wie ich am 2. September ausführlich darlegte. Ausserdem konnten Negativzinsen nach 2014 die Stärke des Franken nicht lange eindämmen – und auch nicht die Inflation in der Schweiz ankurbeln. Sie haben vor allem Ängste geschürt.

Abgesehen vom Hype sind Zinsänderungen nicht so wirkungsvoll, wie viele glauben. Zentralbanken orientieren sich in der Regel an den vom Markt festgelegten Zinssätzen – sie ändern den Kurs eines Landes nicht dramatisch.

Ob Senkung oder Anhebung, negativ oder positiv – machen Sie sich keine Sorgen um die Zinssätze.

Wie sollten sich Anleger positionieren, wenn sie von einer Produktionsverlagerung zurück nach Amerika ausgehen?

«Reshoring» (die Rückverlagerung von Unternehmen) ist nicht unbedingt «bullish» oder «bearish» für US-Industrieaktien – oder für Schweizer Pharmaunternehmen und andere Nicht-US-Hersteller. Warum nicht? Die Märkte interessieren sich vor allem für die Gewinne. Wo etwas gefertigt wird, bedeutet das nicht automatisch Gewinne. Reshoring kann hohe Vorlauf- und anhaltende Kosten mit sich bringen und die Margen schmälern.

Darüber hinaus ist Reshoring ein langfristiges Thema. Ein sehr langfristiges (falls es überhaupt jemals dazu kommt). Für die Eröffnung von US-Werken braucht es Investitionen, Planungen und Genehmigungen. Dies dauert Jahre und geht über den Zeitraum von drei bis dreissig Monaten hinaus, den Aktienmärkte in der Regel einpreisen. Daher sind Investitionen auf der Grundlage von Reshoring reine Spekulation.

Einige grosse Börsengänge machen in der Schweiz und in Europa Schlagzeilen. Sollte ich kaufen?

Börsengänge (IPOs) lohnen sich meist nur für Gründer und Frühinvestoren. Für alle anderen eher weniger. Unternehmen gehen in der Regel an die Börse, wenn die Kurse für Verkäufer günstig sind – nicht für Käufer. Wie viele IPOs gibt es während Marktabstürzen? Keine! In der Regel finden sie massenhaft nach grossen, langen Marktanstiegen statt, wenn die Stimmung und die Nachfrage hoch sind und den Gründern grosse Gewinne bescheren.

Die beste Verwendung von IPOs? Als Stimmungsbarometer. Riesige Emissionen deuten oft auf eine Euphorie hin, die die Realität übertrifft – das ist gefährlich! Trotz den Schlagzeilen um die SMG Swiss Marketplace Group und einige andere ist dies derzeit aber nicht der Fall. Ängste vor Zinssätzen, Zöllen und mehr bilden eine mächtige Mauer der Angst. Investieren Sie also nicht im grossen Stil in IPOs, sondern setzen Sie auf den anhaltenden Anstieg dieses Bullenmarktes bei eher allgemeinen europäischen Value-Aktien.