Die universelle Einsatzmöglichkeit von ETF ist einer der Faktoren für deren zwanzigjährige Erfolgsgeschichte in Europa. So lassen sich mit diesen Vehikeln heute die unterschiedlichsten Strategien umsetzen.

ETF bieten institutionellen Grossinvestoren, vermögenden Privatanlegern und Kleinsparern gleichermassen einen einfachen, kostengünstigen, transparenten und breit diversifizierten Zugang zu den Kapitalmärkten – ohne jegliche Einstiegshürden.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Ramon Vogt ist CFA und Senior Sales Executive bei Vanguard.

Potential für Privatanleger: Kostengünstig und transparent

Institutionelle Investoren setzen ETF bereits seit langem ein. Börsengehandelte Indexfonds sind jedoch auch bei Privatanlegern auf den Vormarsch. Noch beträgt der Anteil europäischer institutioneller Kunden an den Assets under Management (AuM) Schätzungen zufolge rund 70 Prozent, während Privatanleger nur knapp ein Drittel des investierten Kapitals stellen.

Dass sich das mittelfristig ändern könnte, zeigt ein Vergleich mit den USA: Dort hat sich die Zahl der Privatanleger, die ETF nutzen, zwischen 2013 und 2018 mehr als verdoppelt. Auf sie entfallen mittlerweile etwa 50 Prozent der verwalteten Vermögen.

Potenzial beim Schweizer ETF-Anteil an verwalteten Vermögen

Weiteres Wachstumspotenzial verspricht auch noch ein anderer Vergleich: Bislang entfallen weltweit lediglich 30 Prozent der AuM registrierter Fonds auf Indexstrategien. Auch das aktuelle Marktumfeld kann passiven Vehikeln zu Gute kommen.

Der auf unabsehbare Zeit zementierte Niedrigzins und die Turbulenzen durch Covid-19 bewegen zunehmend auch traditionelle Sparer zu einem Umdenken, wie die stark wachsende Zahl an ETF-Sparplänen belegt.

Langfristiger Anlagehorizont ist entscheidend

Damit das Anlegen mit ETF Erfolg versprechend gestaltet werden kann, gilt es einige Prinzipien zu beachten. Allzu häufig richten Anleger ihre Aufmerksamkeit auf kurzfristige Marktentwicklungen, Wirtschaftsdaten oder die Performance einzelner Wertpapiere.

Wie wenig sich diese allerdings kontrollieren lassen, haben die Entwicklungen seit Anfang des Jahres einmal mehr unter Beweis gestellt. Aber auch in weniger extremen Phasen gelingt es in den wenigsten Fällen, sich regelmässig richtig für kurz- bis mittelfristige Marktentwicklungen zu positionieren.

Eine erfolgreiche Anlagestrategie beginnt mit der geeigneten Asset-Allokation

Anleger sollten sich bei der Definition ihrer Strategie nicht vom Marktgeschehen leiten lassen, sondern zunächst weitgehend unabhängig davon klare und angemessene Anlageziele definieren. Hat ein Anleger mehrere Ziele, etwa einen Hauskauf, die Finanzierung der Ausbildung von Nachkommen und die Sicherung des eigenen Ruhestands, empfiehlt sich, für jedes dieser Ziele einen eigenen unabhängigen Plan aufzustellen und umzusetzen.

Eine erfolgreiche Anlagestrategie beginnt mit einer für die Ziele des Anlegers geeigneten Asset-Allokation. Die Formulierung von Anlagezielen und die daraus resultierende Entwicklung der Asset-Allokation hängt dabei vielfach von individuellen Einkommens- und Vermögensverhältnissen, von persönlichen Vorlieben, Lebensstandard und nicht zuletzt der Risikotoleranz ab.

Eine solide Anlagestrategie bringt Mehrwert

Bei der Formulierung und Umsetzung der Anlagestrategie bieten sich hier unterschiedliche Möglichkeiten: Beispielsweise bestücken versierte Anleger mit umfangreicher Erfahrung ihre Portfolios gemäss ihrer selbst entwickelten Strategie bei Online-Brokern oder Direktbanken eigenständig mit geeigneten ETF.

Weniger erfahrene Anleger erhalten dagegen bei Direktbanken und Robo-Advisors Unterstützung in Form von unterschiedlichen vorgegebenen Anlagestrategien im Rahmen einer Vermögensverwaltung. Gerade für Einsteiger bietet sich der Weg über Finanzberater an, die ihre Kunden von der Formulierung der Anlageziele über die Entwicklung einer Anlagestrategie bis hin zur konkreten Produktauswahl unterstützen und sie dann dauerhaft begleiten.

So addieren sich die Effekte einer professionellen Entwicklung der Asset Allokation über eine kosteneffiziente Implementierung, ein diszipliniertes Re-Balancing bis zur Vermeidung von Anlagefehlern aufgrund emotionaler Einflüsse auf einen Mehrwert von etwa 3 Prozent jährlich. Dass sich das Festhalten an der langfristig orientierten Anlagestrategie auch in unruhigen Zeiten bezahlt macht, belegt ein Blick auf Bullen- und Bärenmärkte im Zeitverlauf.

Auf Diversifizierung und Kosten achten

Voraussetzung für einen Anlageerfolg ist dabei, dass neben der passenden Strategie auch geeignete Produkte ausgewählt werden. Grundsätzlich gilt hier: Durch breite Diversifizierung lassen sich unnötige Risiken vermeiden. Gerade zur Erreichung langfristiger Ziele erscheinen daher ETF, die breit gestreut wichtige Kernmärkte abdecken und Aktien sowie Obligationen bieten, besonders geeignet.

Ein weiterer entscheidender Faktor sind die Kosten. Sie haben gerade langfristig einen erheblichen Einfluss auf das Anlageergebnis, da jeder Rappen an Gebühren den Ertrag schmälert. Studien zeigen zudem, dass kosteneffiziente passive Investments tendenziell höhere Renditen abwerfen als höherpreisige aktiv verwaltete Anlagelösungen.

Physisch oder synthetisch replizierend?

Neben den Eigenschaften des Basis-Index und der Kostenquote gilt es auch zu beachten, wie dieser nachgebildet wird. Investiert er physisch in alle im Index enthaltenen Einzeltitel, in eine repräsentative Auswahl, oder bildet er den Index synthetisch über Tauschgeschäfte ab? Je nach Markt können unterschiedliche Replikationsmethoden sinnvoll sein.

Ein Vorteil der aufwendigeren, physischen Nachbildung ist, dass physisch replizierende ETF im Gegensatz zur synthetischen Variante kein Ausfallrisiko der Gegenpartei des Tauschgeschäfts tragen. Synthetisch replizierende Fonds können dagegen Marktzugänge bieten, die mittels physisch replizierender Fonds nicht möglich sind – zum Beispiel auf Rohstoffmärkten.

Ein ETF ist immer so liquide wie sein zu replizierender Markt

Des Weiteren gilt es, die Liquidität zu berücksichtigen, da diese sich auf die Preisbildung auswirken kann. Die sichtbarste Liquiditätsquelle für ETF ist der Börsenhandel am Sekundärmarkt. Das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen (Average Daily Volume, ADV) ist ein Indikator für die Liquidität im Sekundärhandel, jedoch nicht für die ETF-Liquidität insgesamt. Ein ETF ist immer so liquide wie sein zu replizierender Markt.

Denn ETF-Anteile werden auch ausserbörslich gehandelt (Over-the-Counter, OTC). Ausserbörslicher Handel wird im Handelsvolumen der Börsen nicht erfasst, ist jedoch für die Liquidität von ETF von grosser Bedeutung. Für die meisten ETF gibt es mehrere Market Maker, die ETF-Orders aus Beständen in ihren Bilanzen auffüllen können.

Ziele, Balance, Kosten und Disziplin

Von grosser Bedeutung für den langfristigen Erfolg bleiben aber die fundamentalen Prinzipien der Vermögensanlage: Ziele definieren, Balance halten, Kosten minimieren und Disziplin wahren.