Wann geht die Europäische Zentralbank (EZB) vom Gas? Die Märkte hoffen auf klare Signale der Notenbank. Doch die Europäische Zentralbank EZB hat erwartungsgemäss ihre Leitzinsen nicht angetastet. Der Schlüsselsatz für die Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld bleibe bei 0,0 Prozent, teilten die Euro-Wächter am Donnerstag in Frankfurt mit.

Darüber hinaus hat die EZB ihren geldpolitischen Ausblick beibehalten. Die EZB hielt dabei an der Option fest, im Notfall ihr billionenschweres Anleihen-Kaufprogramm hinsichtlich Umfang und Dauer auszuweiten. 

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Anleihenkäufe seit März 2015

Die Euro-Wächter erwerben seit März 2015 Staatsanleihen und andere Wertpapiere - aktuell monatlich für 60 Milliarden Euro. EZB-Präsident Mario Draghi hat eine Diskussion über die Zukunft der inzwischen auf 2,28 Billionen Euro angelegten Anleihenkäufe für Herbst angekündigt. 

Das Programm läuft Ende Dezember aus. Somit bleibt nicht viel Zeit, die Anleger an den Börsen darauf vorzubereiten, wie es mit den Transaktionen danach weitergehen soll.

Die EZB bestätigte zudem, dass ihre Schlüsselzinsen weit über die Zeit der Anleihenkäufe hinaus auf dem derzeitigen Niveau liegen werden. Die Möglichkeit noch tieferer Zinsen hatte die Notenbank bereits im Juni aus ihrem Ausblick gestrichen.

Vorsichtige Hinweise im Juni

Anfang Juni hatte die EZB erste vorsichtige Hinweise für einen Einstieg in den Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik gegeben: Die Wachstumsrisiken für den Euroraum seien «weitgehend ausgeglichen» statt «abwärtsgerichtet», sagte Draghi. Zudem strich die EZB die Passage zu möglichen weiteren Zinssenkungen.

Nach der Juli-Sitzung des EZB-Rates hatte Draghi angekündigt, das Gremium werde ab Herbst über mögliche Kursänderungen diskutieren - auf Grundlage der neuesten Prognosen zur Entwicklung von Konjunktur und Inflation im Euroraum.

Steigende Zinsen wohl erst ab 2019

Volkswirte erwarten, dass die EZB 2018 schrittweise erst das Anleihenkaufprogramm («Quantitative Easing»/QE) zurückfahren wird - auch weil das Angebot knapp wird. Erst danach - womöglich erst 2019 - dürfte die Notenbank die Zinsen allmählich wieder anheben.

Mit viel billigem Geld versucht die EZB seit Jahren, der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen und zugleich die Teuerung anzuheizen. Angestrebt wird Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent - weit genug entfernt von der Nullmarke. 

Denn dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher dazu bringen, Investitionen aufzuschieben - das würde die Konjunktur abwürgen. Im August lagen die Konsumentenpreise im Euroraum um 1,5 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Kerninflation, die Energie und Lebensmittel aussen vor lässt, blieb bei 1,2 Prozent.

Druck auf Draghi wächst

Weil die Zeiten einer Inflationsrate nahe Null vorerst vorbei sind und die Konjunktur im Euroraum wieder besser läuft, wuchs in den vergangenen Monaten der Druck auf die Währungshüter, ihren Anti-Krisen-Kurs zu beenden. 

Sparer bekommen kaum noch Zinsen, Banken tun sich mit dem Geldverdienen schwer. Allerdings profitieren auf der anderen Seite Kreditnehmer von günstigen Konditionen.

Erschwert wird das weitere Vorgehen der EZB durch die jüngste Aufwertung des Euro: Das Erstarken der Gemeinschaftswährung verteuert Produkte europäischer Firmen auf den Weltmärkten tendenziell. Das könnte in der Folge die Exporte aus dem Euroraum und damit das hiesige Wirtschaftswachstum dämpfen. Zugleich werden Einfuhren aus anderen Währungsräumen günstiger, was die Inflation drückt.

(sda/reuters/ccr)