Mehr als 10 Prozent pro Jahr über 28 Jahre – bei dieser Performance handelt es sich nicht um Hedgefund, auch nicht um Private Equity, sondern um Healthcare Aktien. Und das bei einem tieferen Risiko als der Gesamtmarkt. Chance verpasst? Keinesfalls. Denn es geht erst richtig los.

Dies ist einerseits demographisch bedingt. Die ersten Babyboomer wurden erst kürzlich pensioniert und man schätzt, dass sich der Anteil, der über 85-Jährigen etwa in den USA in den nächsten 20 Jahren verdoppeln wird. Auch was chronische Krankheiten angeht, gibt es riesigen Handlungsbedarf. Der Anteil der übergewichtigen Leute hat sich in den letzten 20 Jahren in den OECD-Ländern verdoppelt. Doch auch in ärmeren Regionen spielt Healthcare eine sehr wichtige Rolle. Je stärker ein Land wächst, umso überproportional mehr wird in Gesundheit investiert.

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Man kann von einem «Innovationsschwungrad», einer regelrechten Innovationsspirale, sprechen, die seit geraumer Zeit in Gang ist. Digitalisierung und technischer Fortschritt bringen bahnbrechende Produkte und Dienstleistungen hervor. Bisher nicht oder nur unzureichend adressierte Krankheiten können behandelt werden. Dadurch erschliessen sich neue und teils sehr grosse Märkte. Involvierte Unternehmen stehen so noch mehr Ressourcen zur Verfügung, die sie in die Entwicklung von noch besseren und innovativeren Produkten investieren können, was zu weiteren Opportunitäten führt.

Über den Autor

Pascal Mischler ist CEO des Schweizer Asset Managers Kieger, der seinen Schwerpunkt unter anderem in den Healthcare-Bereich legt.

Diese Dynamik in fast allen Teilsektoren zu beobachten und ist somit breit abgestützt. Konkret zeigt sich das etwa im Bereich der Prävention, des Übergewichts oder der Alzheimer-Forschung, um nur drei Beispiele von vielen zu nennen.

Prävention: A und O zur Verringerung der Kosten

Prävention ist das wirksamste Mittel, um die Krankheitslast und die ständig steigenden Gesundheitskosten zu verringern. Krebs kann etwa umso besser und kostengünstiger behandelt werden, je früher er erkannt wird. Aber was wäre, wenn wir Krebs durch eine einfache Blutentnahme frühzeitig erkennen könnten? Das verspricht die Liquid Biopsy. Diese Testmethode erkennt DNA-Material (ctDNA), das von einem Tumor im Blut freigesetzt wird. Ein Test für Darmkrebs (83 Prozent Sensitivität), sollte bald von der FDA zugelassen werden. Wir stehen am Beginn einer neuen Ära im Kampf gegen den Krebs.

Übergewicht: Risikofaktor für mehr als 200 chronische Krankheiten

Ist es heute wirklich möglich, Übergewicht mit Medikamenten erfolgreich zu behandeln, wie man es überall liest? DAS kann man zumindest glauben, denn Studien von Novo Nordisk konnten zeigen, dass Patienten durchschnittlich 16.9 bis 18.2 Prozent ihres Gewichts verlieren konnten. Derzeit leben weltweit 750 Millionen Menschen mit Übergewicht und Patienten rennen Novo Nordisk und Eli Lilly ohne grossen Marketingaufwand sprichwörtlich Türen ein. Analysten schätzen das Marktpotenzial auf 150 Milliarden Dollar. Können sich die Gesundheitssysteme das leisten? Die Antwort ist ein klares Ja. Übergewicht gilt als Risikofaktor für mehr als 200 chronische Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs, und Prävention gilt als die kostengünstigste Form der Gesundheitsversorgung.

Alzheimer-Krankheit: Fortschritte in der Forschung im Jahr 2023

Ein weiterer Markt, der sich 2023 zu öffnen scheint, ist die Behandlung der Alzheimer-Krankheit. Biogen konnte in Studien bei Patienten im Frühstadium der Erkrankung das Fortschreiten der Krankheit um 27 Prozent verlangsamen, was statistisch hoch signifikant ist. Die amerikanische Food and Drug Administration FDA hat das Medikament LEQEMBI Anfang 2023 im Eilverfahren zugelassen. Nach Jahren des Scheiterns im Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit wird es das erste krankheitsmodifizierende Medikament sein und damit die Grundlage für neue Investitionen in diesem Bereich schaffen. Die Krankheit ist sehr komplex und Kombinationstherapien dürften wichtig sein. Ein solides, breit akzeptiertes Basis-Medikament ist ein bedeutender Meilenstein, ähnlich wie es schon bei den Krebsimmuntherapien der Fall war.

Neben diesen Beispielen gibt es weitere grosse, entstehende Märkte, die durch Forschungsergebnisse einen wichtigen Beitrag leisten können. Denn Nachfrage nach besseren und kostengünstigeren Behandlungsformen wird riesig sein. Und dies wiederum eröffnet nicht nur Chancen für die Wissenschaft, sondern auch für Anleger.