Im März meldete Elon Musk, dass man Tesla künftig auch mit Bitcoin bezahlen könne – worauf der Kurs der Digitalwährung umgehend nach oben zog. An diesem Mittwoch krebste er nun zurück, Tesla beharrt auf richtigem Geld. Die Kryptomünzen seien zu unökologisch, so Elon Musks Erklärung (eine Einsicht, die er allerdings schon im März hätte haben können). Die Folge: Bitcoin sackte ab.

Der Fall wird noch die amerikanische Börsenaufsicht beschäftigen. Denn bekannt ist auch, dass Tesla bereits zu Jahresbeginn rund 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin gesteckt hatte. Und die Vermutung liegt nahe, dass der Autohersteller danach mit dem geschickt gesteuerten Hin und Her einen schönen Schnitt gemacht hat.

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Das letzte Quartalergebnis von Tesla hat auch schon gezeigt, dass der Autokonzern vor allem Geld mit Tätigkeiten verdient, die nichts mit seinem Kerngeschäft zu tun haben. Eine Haupt-Einnahmequelle ist, anderen Autokonzernen Emmissionsgutschriften zu verkaufen.

Der Kauf solcher Gutschriften erlaubt es den Mitbewerbern, den Grenzwert für den Ausstoss von Treibhausgasen zu überschreiten. Das ist legal, wenn der Nachweis erbracht ist, dass dieser Ausstoss an einer anderen Stelle dafür reduziert wurde. Mit dem Verkauf solcher Gutschriften hat der Elektroauto-Bauer im ersten Quartal über eine Milliarde Dollar eingenommen. 

Die anderen Wettbewerber holen auf

Damit könnte aber bald Schluss sein, denn Konkurrenten wie Volkswagen oder General Motors setzen stark auf Elektroautos. Sie erweitern ihre Palette fortlaufend mit solchen Modellen, und wenn sie vollelektrische Autos herstellen, dann benötigen sie diese Zertifikate nicht mehr.

So Stellantis, der Konzern, aus dem Autohersteller PSA und Fiat Chrysler entstanden ist. Wie verschiedene Medien jüngst berichteten, möchte der Konzern ab 2022 keine Emissionsgutschriften von Tesla mehr kaufen. Chef Carlos Tavares glaubt, dass er mit seiner eigenen Flotte die CO2-Anforderungen der EU zumindest teilweise erfüllen kann. 

Ähnliches gilt für Volkswagen – jenen Konkurrenten, der Tesla in Sachen Elektroautos am nächsten kommen. 

Ohne Gutschriften wäre Tesla nicht profitabel

Der Deal mit Stellantis wie mit anderen Herstellern – wie General Motors oder Honda – war für Elon Musk ein perfekter Goldesel: Denn Tesla muss nichts dafür produzieren. Es fallen keinerlei Kosten an. Wie das Wirtschaftsmagazin «Fortune» berechnet hat, wäre Tesla ohne diese Einnahmen in den letzten Quartalen wieder nicht profitabel gewesen. 

PARIS, FRANCE - MAY 22: PSA CEO, Carlos Tavares, attends a strategic meeting of the car industry sector at the French Ministry for Economy on May 22, 2018 in Paris, France. This meeting of the strategic committee was the opportunity to propose to the State in the form of a sector contract for the years 2018 to 2022, a set of reciprocal commitments. (Photo by Vincent Isore/IP3/Getty Images)

Stellantis-CEO Carlos Tavares verzichtet auf die Dienste von Tesla.

Quelle: Getty Images

Die andere Zusatz-Geldquelle von Tesla ist der Handel mit Kryptowährungen: Auch mit dem Dodgecoin hat Elon Musk wieder einmal mehr bewiesen, wie er durch Twitter-Nachrichten den Kurs einer Kryptowährung massiv beeinflussen kann.

Erst twitterte er die Krypto-Witzmünze mit einigen Andeutungen nach oben, dann folgte die Ankündigung eines Auftritts in der populären «Saturday Night Show», was dem Dogecoin nochmals spekulativen Schub gab. Und dann ignorierte Musk vor laufender Kamera das Thema – womit er den Dodgecoin wieder auf Talfahrt schickte.

Bitcoin gleich Jo-Jo

Auch wenn Guru Musk die Macht hat, hier die Kurse zu beeinflussen: Die hochvolatilen Kryptowährungen können kaum als langfristige Einnahmequelle dienen.

Zahlreiche Experten warnen noch immer vor Bitcoin, Ether, Dogecoin & Co.. So Christoph Schenk, CIO der Zürcher Kantonalbank. «Schnellere, sicherere und effizientere digitale Assets können Bitcoin bedrängen. Und Staaten werden alles unternehmen, um ihre Geld- und Steuerhoheit vor privaten Kryptowährungen zu schützen», sagt Schenk im Interview mit der HZ.

Kryptowährungen: «Mit einem falschen Timing droht der Totalverlust»

ZKB-CIO Christoph Schenk rät dringend ab von Investitionen in Bitcoin. Er setzt trotz sportlicher Bewertung lieber auf Immobilien und Aktien.

Bringt Tesla die Skalierung wirklich zustande?

Tesla konnte die Anleger immer wieder überraschen – und dank den enormen Kursanstiegen – erfreuen. Das Unternehmen wurde schon etliche Male totgeredet, sei es wegen der wachsenden Konkurrenz oder der gewaltigen Kosten. Oder nur schon wegen den Verzögerungen beim Bau der Fabrik bei Berlin.  

Trotzdem: Profitabel ist Tesla zurzeit dank zwei Einnahmequellen, die auf wackligen Beinen stehen. Der Autobauer aus Kalifornien hat es in den vergangenen Quartalen zwar geschafft, seine Performance zu verbessern und die weitere Skalierung vorangetrieben. Aber das Quartalsresultat wäre aber ohne Kryptowährungen und Abgaszertifikate anders ausgefallen.